Es ist ein Wochenende für die Monarchie: Wenn am Samstag Millionen Menschen die Krönung des neuen britischen Königs feiern, dann ist das auch eine willkommene Abwechslung für die Bevölkerung Großbritanniens. Nach dem Brexit, der Corona-Pandemie und nun den wirtschaftlichen Problemen der Insel sollen die Bürgerinnen und Bürger auch feiern dürfen. Egal wie man zur veralteten Staatsform und dem "Von Gottes Gnaden"-Tamtam steht – eine riesige Party ist es allemal.

Doch für Charles muss die Krönung auch ein Ende markieren. Ein Ende des Wegduckens, wenn es um die Verantwortung des britischen Empire und seiner eigenen Familie gegenüber den ehemaligen Kolonien geht. Eine gewisse Sensibilisierung für das Thema war bereits im Vorfeld zu erkennen: So wird der umstrittene indische Diamant Koh-i-Noor nun doch nicht auf Queen Camillas Krone zu sehen sein. Und Charles stimmte einer Öffnung der royalen Archive zu, um ein Forschungsprojekt zu unterstützen, das sich mit britischen Verstrickungen in den Sklavenhandel beschäftigt.

Auswirkungen bis heute

Doch Dokumente und Unterlagen zu untersuchen kann nur ein erster Schritt sein. Weitere und detailliertere Forschung in dem Bereich ist wichtig. Schließlich sind schon jetzt viele Auswirkungen der britischen Herrschaft bekannt. Die Unterdrückung von LGBTQI-Personen etwa wurde von den Kolonialisten aus dem alten Europa gebracht, ebenso viele Gebietsstreitigkeiten, die bis heute blutig ausgetragen werden.

Jamaika, Belize und andere karibische Staaten fordern Entschädigungszahlungen für verursachtes Leid. Oder zumindest Hilfe bei der Ausbildung ihrer Fachkräfte – im medizinischen und schulischen Bereich. Dass es schwer ist, einen Preis für die Millionen Toten und Verschleppten zu nennen, ist klar. Doch eine Entschuldigung ist kostenlos. Und die sollte Charles III. so rasch wie möglich als gekrönter Monarch formulieren. (Bianca Blei, 6.5.2023)