Die Produktion von Halbleitern ist eine energieintensive Angelegenheit. Der Druck, Energie so effizient wie möglich zu nutzen, ist mit den hohen Preisen noch einmal deutlich gestiegen.

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Villach – Die Energieversorgung spielt naturgemäß beim energieintensiven Chipproduzenten Infineon Technologies Austria AG in Villach eine zentrale Rolle. "Das Thema Energie beschäftigt Infineon Austria ja nicht nur aufgrund der veränderten Entwicklungen am Energiemarkt und der damit einhergehenden gestiegenen Energiepreise. Diese sind und bleiben derzeit ein stark belastender Wettbewerbsfaktor für den Standort Österreich im internationalen Vergleich", sagt Thomas Reisinger, Vorstand für Infineon-Operations.

Für Infineon sei die Sicherheit der Energieversorgung von zentraler Bedeutung, da die Halbleiterherstellung eine unterbrechungsfreie Stromversorgung benötige. "Der größte Energiebedarf liegt in der Produktion, daher müssen wir den Fokus bei Optimierungen auch vorrangig in diesem Bereich setzen. Einsparungen werden dort vor allem durch die intelligente Vernetzung von Anlagen, Systemen und Prozessen möglich, damit Energie nur dann eingesetzt wird, wenn sie auch tatsächlich benötigt wird", sagt Reisinger.

Raumwärme aus Abwärme, Wasserstoff aus Erneuerbaren, lautet die Devise beim Ableger des deutschen Halbleiterherstellers Infineon in Villach.
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Diese energiesparenden Mechanismen würden seit Jahren optimiert, nun aber durch die Verwerfungen am Energiemarkt nochmals verstärkt forciert. "Unser Fokus hat sich ausgehend von Erdgas derzeit in Richtung Strom verändert. In unserem Energiemix setzen wir rund vier Prozent Erdgas und rund 85 Prozent Strom als Hauptenergieträger ein", erläutert Reisinger.

Steigender Bedarf

Nach dem Hochfahren der neuen Chipfabrik in Villach steige der Energiebedarf weiter beträchtlich. Energie werde nun "so effizient wie nur möglich eingesetzt. Beispielsweise kann aktuell die Nutzung von Medien, wie zum Beispiel Erdgas, Strom und Wasserstoff, in den Abluftreinigungssystemen durch Digitalisierung bedarfsorientierter eingesetzt und damit verringert werden". Das Ergebnis seien mehr als 20 Prozent Einsparungen in diesen Systemen. Zudem decke Infineon derzeit rund 65 Prozent des Wärmebedarfs am Standort Villach durch die Nutzung von Abwärme aus der Produktion. "Eigentlich nutzen wird schon seit 2013 hundert Prozent Strom aus regenerativen Energiequellen", sagt Reisinger.

2018, bei der Eröffnungszeremonie für das neue Infineon-Werk in Villach, war Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit Infineon-Austria-Chefin Sabine Herlitschka auf der Bühne.
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In Kürze werde Infineon in Villach zudem eine Wasserstoffanlage in Betrieb nehmen, mit der grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen direkt vor Ort erzeugt wird. Dieser könne zukünftig auch im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft wiederverwertet und somit doppelt genutzt werden, sagt Reisinger. Konstruktion, Bau und Betrieb der Anlage zur Vor-Ort-Erzeugung von grünem Wasserstoff durch erneuerbare Energiequellen (Strom) werde Linde realisieren. Die gesamte Anlage besteht aus einer containerisierten PEM-Elektrolyseanlage (Proton-Exchange-Membrane-Elektrolyseanlage). Der Industriegasehersteller bereitet das dort produzierte Gas in einem sogenannten kryogenen Verfahren auf, es kann hochreiner Wasserstoff hergestellt werden.

Der Wasserstoff ersetzt künftig den bisher mittels Lkw importierten Flüssigwasserstoff, der aus fossilen Rohstoffen hergestellt wird. Mit der neuen Anlage werden im ersten Schritt täglich 500 Kilogramm Wasserstoff produziert. Im Vollausbau soll die Menge auf 800 Kilogramm steigen. Genutzt wird der Wasserstoff als Träger- und Prozessgas in der Halbleiterfertigung.

Investitionen rechnen sich

Im weltweiten Vergleich sei jedenfalls ablesbar, dass der Konzern von seinen Investitionen in Energieeffizienz und Reduktion des Verbrauchs bereits profitiere. Pro Quadratzentimeter prozessierter Waferfläche verbraucht Infineon laut den Angaben Reisingers etwa 53 Prozent weniger Energie als der Durchschnitt der weltweiten Halbleiterindustrie. Ein staatlicher Energiekostenzuschuss wurde nicht beansprucht.

Infineon Austria mit Hauptsitz in Villach und Niederlassungen in Graz, Klagenfurt, Linz und Wien bündelt für den Konzern die Kompetenzen für Forschung & Entwicklung (F&E), Fertigung sowie globale Geschäftsverantwortung. Mit 5461 Beschäftigten (ca. 2390 in F&E) aus 79 Nationen erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 (Stichtag 30. September) einen Umsatz von 5,2 Milliarden Euro. Der Forschungsanteil von Infineon Austria beläuft sich nach eigenen Angaben auf 585 Millionen Euro. (Walter Müller, 8.5.2023)