Auf einem großen Bild werden russische Angriffe auf zivile Objekte in der Ukraine dokumentiert.

Foto: Screenshot/Youtube/at-js3zn

Nach dem Einmarsch in die Ukraine hat der Kreml die Zensur im eigenen Land weiter hochgefahren. Der von Russland betriebene Krieg im Nachbarland wird weiter offiziell "militärische Spezialoperation" genannt. Wer gegen das Wording verstößt oder Informationen teilt, der nach Ansicht der staatlichen Zensoren die Armee diskreditieren, dem droht ein längerer Gefängnisaufenthalt.

Viele, die sich dennoch auf dem Laufenden halten wollen, tun das mittlerweile über den Messenger Telegram oder umgehen mit Mitteln wie VPNs die Sperren, die für verschiedene Seiten verfügt wurden. Einen anderen Weg, um Russinnen und Russen – insbesondere jene, die gern online spielen – mit Informationen zu erreichen, hat man sich bei der finnischen Zeitung "Helsingin Sanomat" überlegt. Das Medium hat dafür eine Map für "Counter-Strike: Global Offensive" ("CSGO") veröffentlicht.

Der Release von "de_voyna" erfolgte am 3. Mai, dem internationalen Tag der Pressefreiheit. "Der Zweck ist es, Russinnen und Russen zu zeigen, dass die Schrecken des Krieges sich an Orten ereignen, die ihnen bekannt vorkommen", gibt man als Mission Statement aus. Dementsprechend zeigt die Karte, deren Name sich in "Krieg" übersetzt, auf den ersten Blick eine typische "slawische" Stadt.

AT

Geheimbunker mit Infos zum Krieg

Zwischen Wald, Wiese und trist anmutenden Plattenbauten bekämpfen sich zwei Teams und versuchen, eine Bombe zu zünden bzw. zu entschärfen. Doch unter der Stadt verbirgt sich mehr. Nämlich ein geheimer Bunker, in dem die Teilnehmenden Informationen zum Krieg sichten können. Für Spieler, die ausscheiden und bis zur nächsten Runde die Map frei erkunden können, wird dieses Areal extra hervorgehoben.

Wer durchspaziert, findet eine Reihe von Fotos zum Angriffskrieg, Berichte über Vorfälle und Opferzahlen aus reputablen Quellen und auch eine Karte der Ukraine, auf der russische Angriffe auf zivile Objekte vermerkt sind. Ebenso verweist "Helsingin Sanomat" auf den russischsprachigen Teil seines Onlineportals. Texte sind dort in englischer und russischer Sprache verfügbar.

"CSGO" ist extrem populär in Russland

Dass das Projekt gerade mit "CSGO" umgesetzt wurde, ist kein Zufall. Der taktische Teamshooter gilt nach wie vor als äußert populär in Russland. Laut 2021 von Leetify veröffentlichten Daten kommen 11,65 Prozent aller "CSGO"-Spieler aus dem Land und stellen damit den größten Anteil an der Gesamtbasis. Umgerechnet auf die Bevölkerung beschäftigen sich also rund 22.000 Menschen pro Million Einwohner mit dem Game. Auf Rang zwei liegen die USA (10,66 Prozent), dahinter mit deutlichem Abstand Polen, Brasilien und Deutschland.

Im Steam Workshop, über den die Map für alle Spielerinnen und Spieler abrufbar ist, hat die Karte Fahrt aufgenommen. Etwa 18.000 User verfolgen die Entwicklung bereits mit, 43.000-mal wurde sie bisher insgesamt aufgerufen. Sie erfreut sich zudem sehr guter Bewertungen. (gpi, 8.5.2023)