Das Fest der Freude findet heuer bereits zum elften Mal statt – hier zu sehen auf einem Archivbild.

Foto: MKÖ/Sebastian Philipp

Zum elften Mal geht am Montagabend auf dem Wiener Heldenplatz das Fest der Freude über die Bühne. Federführend organisiert wird es vom Mauthausen Komitee (MKÖ), Anlass ist die Befreiung Österreichs von der NS-Terrorherrschaft durch die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, die sich am 8. Mai 2023 zum 78. Mal jährt. Das Datum markiert das offizielle Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Heuer steht das Fest unter dem Motto "Zivilcourage". Beginn ist um 19.30 Uhr, zum Auftakt stehen Ansprachen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und MKÖ-Vorsitzendem Willi Mernyi an. Darauf folgt eine Rede von Zeitzeugin Anna Hackl – passend zum Motto. Ihre Familie hat im Nationalsozialismus zwei aus dem Konzentrationslager Mauthausen geflüchtete sowjetische Soldaten aufgenommen und unter Lebensgefahr bis zum Kriegsende versteckt.

Da das geplante Musikprogramm 2022 mit Liedermacher Konstantin Wecker auf 2023 verschoben wurde, gibt es 2023 erstmalig ein internationales Musikprogramm. Neben Wecker sorgen der Dirigent Mark Mast sowie die Wiener Symphoniker für die musikalische Umrahmung, die Teilnahme ist gratis.

Moderiert wird die Veranstaltung, die live auf ORF 3 und auf den Online-Kanälen des MKÖ übertragen wird, von Katharina Stemberger. Abgeschlossen wird das Fest traditionell mit der "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven.

Nehammer: Leugnung "aus Scham"

Am Montagvormittag gedachte die Bundesregierung in einem Festakt der Befreiung vom Nationalsozialismus. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betonten in ihren Ansprachen die Notwendigkeit des Erinnerns und ließen nicht unerwähnt, wie spät die Erinnerungskultur hierzulande "an Fahrt gewonnen" hat, wie der Regierungschef formulierte.

Der Einladung ins Kanzleramt gefolgt waren etliche Regierungsmitglieder, Vertreter der Opposition, Alt-Bundespräsident Heinz Fischer sowie zahlreiche weltliche wie geistliche Spitzenrepräsentanten des Landes.

Nehammer ging in seiner Rede auf den Erwerb von Flächen des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen durch Österreich ein, mit dem die Erinnerungskultur neu geordnet wäre, sei das dortige KZ doch in Wahrheit noch größer gewesen als jenes in Mauthausen.

Mit einem Fonds habe man sichergestellt, dass alle Schulklassen die Gedenkstätten an den beiden Orten besuchen könnten – Gleiches gelte für Exekutivbeamte und Soldaten. Denn es sei unendlich wichtig zu sehen, was damals passiert sei. Auch viele Österreicher hätten sich aktiv beteiligt, was man nach dem Krieg nicht habe erkennen wollen – "auch aus Scham". Was es auch heute brauche, sei eine Demokratie, die sich gegen Rassismus, Radikalisierung und Antisemitismus wehre.

Kogler: "Wehret den Anfängen"

Kogler erinnerte daran, dass seit Ende des Nazi-Regimes 78 Jahre, quasi ein Menschenleben, vergangen seien. Ihm sei bewusst, was für ein unfassbares Glück es sei, nun in dieser Zeit an diesem Ort zufällig leben zu dürfen. Aufgabe der Politik sei es, Freiheit, Frieden und Sicherheit hochzuhalten und eine geglückte Zukunft für alle Menschen zu ermöglichen.

Die wirkliche Aufgabe müsse auch lauten – nie wieder, wehret den Anfängen, aber das nicht als Schlagwort. Viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte habe man nach dem Krieg verleugnet, verschwiegen, verdrängt, ehe ein Paradigmenwechsel eingeleitet worden sei. Restitutionen könnten zwar die seelischen Wunden nie heilen, aber ein wenig zur Bewältigung des Traumas beitragen. (red, 8.5.2023)