Die Österreich-Tochter der Unicredit senkt ihre Kosten und zahlt Bankerinnen und Banker – auch – fürs Daheimbleiben.

Foto: Matthias Cremer

Die Mutter hat 2022 das beste Ergebnis seit mehr als zehn Jahren erzielt – 5,2 Milliarden Euro Nettogewinn fuhr die Mailänder Unicredit ein –, und auch der Tochter in Österreich geht es gut. Die Unicredit Bank Austria (BA) hat ihren Nettogewinn 2022 fast versiebenfacht, auf 826 Millionen Euro. Einmaleffekte und Verlustvorträge abgezogen, betrug der Gewinn 586 Millionen Euro, um rund 13 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Kosten-Ertrag-Relation hat sich von 61 auf 53 Prozent verbessert.

"Felsenfest" sei die Bilanz des Mailänder Bankkonzerns, erklärte Unicredit-Chef Andrea Orcel bei der Präsentation der Zahlen Anfang 2023, mit dem Geschäft in Österreich zeigte er sich zufrieden. Für Österreich stellte er gar die Eröffnung neuer Filialen in der Raum. Das war im Jänner.

Neue Vorgaben aus Mailand?

Vorige Woche soll aus Italien die Botschaft gekommen sein, dass konzernweit im Bereich Retail – also in den Filialen und den ihnen zugehörigen Abteilungen in der jeweiligen Zentrale in Mailand, Wien und München (dort ist die Unicredit-Tochter HVB daheim) – ein Personalabbau um 25 Prozent geplant sei. Umgesetzt werden solle der Plan bis 2025. Das hat DER STANDARD aus Bankkreisen erfahren. Kündigungen soll es gemäß dem Programm namens "Front-Loading" nicht geben.

In Österreich könnte es da erneut zu Freistellungen bis zur Pensionierung kommen. Die betroffenen Bankerinnen und Banker bleiben angestellt, aber daheim und wechseln zum gesetzlich frühestmöglichen Zeitpunkt in die Pension. Je nach Vereinbarung mit der Bank bekommen sie Überbrückungszahlungen, die geringer sind als ihre laufenden Bezüge. Derartige Programme sind in der Wiener Unicredit-Tochter nichts wirklich Neues. 2020 wurde bekannt, dass das Institut bis Ende des heurigen Jahres 520 Jobs (auf Vollzeit gerechnet) streichen müsse, im Rahmen des Abbaus von konzernweit 8000 Jobs, den die Mailänder Bank verordnet hatte.

Freiwillig daheimbleiben

Damals schnürten die Wiener ein Paket, demzufolge Angestellte mit Pensionsantritt im Jahr 2023 um bis zu zwei Jahre früher daheimbleiben konnten, mit 60 Prozent des Letztgehalts als "Überbrückungszahlung" bis zum Pensionsantritt. Placet des Instituts vorausgesetzt, können diese Bankerinnen und Banker auch andere Jobs annehmen. Arbeitgeberin BA erspart sich die Differenz und kann monatlich Rückstellungen auflösen. 2020 standen bereits weitere – notabene: freiwillige – Brückenmodelle zur Diskussion, es gehe um mehr Effizienz und höhere Produktivität, hieß es. Schon zuvor hatte es Ähnliches gegeben: Beim Abbauprogramm "BA reloaded" nahmen Tausende ihren Hut und mehr oder weniger goldene Handshakes.

Die freiwillige Vorpensionierungswelle mit Überbrückungshilfe geht auch heuer weiter: Beschäftigte, die 1968 oder im ersten Halbjahr 1969 geboren sind, können bei 50 Prozent ihrer Letztbezüge daheimbleiben – bis zur ehestmöglichen Pensionierung. Bei Männern des Jahrgangs 1968 ist das 2033, bei Frauen, deren Pensionsalter bis 2033 schrittweise auf 65 Jahre angehoben wird, 2032 oder 2033. Also in neun bzw. zehn Jahren.

Hohe Rückstellungen

2022 hatte die BA laut Geschäftsbericht 4872 Mitarbeiter (Mitarbeiterkapazitäten) und 106 Filialen, der Personalaufwand sank von 914 auf 580 Millionen Euro. Für den von 2022 bis 2024 beschlossenen Strategieplan "Unicredit unlocked" wurde eine Rückstellung von 280 Millionen Euro gebildet: um für jene Aufwendungen vorzusorgen, die "für den vorzeitigen Austritt auf freiwilliger Basis mit Überbrückungshilfe bis zum Erreichen des gesetzlichen Pensionsalters" nötig seien, heißt es im Geschäftsbericht. Die Auszahlung erfolge bis 2029.

Nun wird es wohl neue Rückstellungen brauchen.

In der BA geht man auf Detailfragen nicht ein, dass in den Filialen 25 Prozent der Leute abgebaut werden könnten, wird im Haus dementiert. Ein Sprecher verweist auf Anfrage des STANDARD auf verändertes Kundenverhalten und neue Arbeitsweisen; die "Simplifizierung unserer gesamten Organisation und aller Prozesse" im Rahmen des Mehrjahresplans "Unicredit unlocked" habe zu verbessertem Service- und Produktangebot geführt und die Kosten-Ertrag-Relation im ersten Quartal auf 42,5 Prozent verbessert.

200 neue Mitarbeiter

All das führe in den Verwaltungsbereichen zu geringerem Personalbedarf und zu neuen Jobprofilen. So habe man 2022 rund 200 neue Mitarbeiter eingestellt – während anderen Überbrückungsmodelle bis zum Pensionsantritt angeboten worden seien, "sozialverträglich und ausschließlich auf freiwilliger Basis". (Renate Graber, 9.5.2023)