Johannes Tratter war von 2012 bis 2022 Tiroler Landesrat für unter anderem Wohnbau, nun wechselt er in die Wohnungsgemeinnützigkeit.

Foto: Land Tirol

Der frühere Tiroler Wohnbaulandesrat Johannes Tratter (ÖVP) wird Geschäftsführer des gemeinnützigen Bauträgers Neue Heimat Tirol (NHT). Darauf haben sich die Eigentümervertreter von Land Tirol und Stadt Innsbruck am Montag bei der Generalversammlung geeinigt, heißt es in einer Aussendung der NHT. Tratter wird demnach zum technischen Geschäftsführer bestellt, wirksam per kommendem Jahreswechsel.

Der 60-jährige Tratter wird in dieser Funktion Hannes Gschwentner nachfolgen, auch er war einst Mitglied der Tiroler Landesregierung aufseiten der SPÖ. Gschwentner, der im Juli 66 wird, geht mit Jahresende in Pension. Kaufmännischer Geschäftsführer der NHT ist seit 2017 Markus Pollo, er bleibt in dieser Funktion.

Aufgabe des Mandats verlangt

Die Personalie sorgt ob ihrer politischen Tragweite schon seit Wochen für Aufregung in Tirol. In der Aussendung wird betont, dass sich Tratter "im Rahmen eines mehrstufigen Auswahlverfahrens gegenüber 14 MitbewerberInnen durchgesetzt" habe. Die Ausschreibung sei "nach den gesetzlichen Vorschriften des Bundesgesetzes über Transparenz bei der Stellenbesetzung im staatsnahen Unternehmensbereich (Stellenbesetzungsgesetz)" erfolgt, und der Auswahlprozess sei "von einer renommierten, international tätigen Personalberatungsagentur begleitet worden", wird betont.

Tratter bringe "als ehemaliger Bezirkshauptmann, Bürgermeister und Gemeindereferent in der Tiroler Landesregierung viel Expertise und Erfahrung und ein hervorragendes Netzwerk in sämtliche Tiroler Gemeinden mit", das sei in Zeiten, "in denen vor allem der Grundstücksakquise eine besondere Bedeutung zukommt", von Vorteil für einen gemeinnützigen Bauträger wie die NHT. Verlangt wird von Tratter allerdings, dass er sein Landtagsmandat niederlegt "und für die Geschäftsführerposition zu 100 Prozent zur Verfügung steht".

"Den Besten genommen"

SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer sagte der APA, man habe "den Besten genommen". Er habe stets betont, dass es für ihn nur einen einzigen Grund gebe, den Ex-Landesrat nicht zum Geschäftsführer zu machen: "Wenn er nicht der geeignetste Kandidat ist." Fakten und Kompetenz würden für Tratter sprechen: "Da kann die Opposition noch so schäumen, da zucken wir als Verantwortungsträger im Land nicht zusammen."

Tratter war zuletzt allerdings auch in einer anderen Causa ins Fadenkreuz der Opposition geraten. Er war nach seinem Ausscheiden aus der Regierung Ende Oktober – neben seiner Abgeordnetentätigkeit – als Beamter in den Landesdienst zurückgekehrt, konsumierte aber zunächst längere Zeit – rechtmäßig – Urlaub. Schwarze Granden wie Arbeiterkammer-Chef Erwin Zangerl orteten keine gute Optik, Landeshauptmann und ÖVP-Chef Anton Mattle konnte die Kritik an der wenig guten Optik "nachvollziehen". (red, APA, 9.5.2023)