Sam Bankman-Fried wird voraussichtlich am 2. Oktober vor Gericht gestellt.

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Eine halbe Million Dollar für Privatflugzeuge für Amazon-Pakete, Yachten, Clubs und ein Anwesen auf den Bahamas um rund 256 Millionen US-Dollar: Sam Bankman-Fried schien das Geld nie auszugehen. Zumindest bis seine Kryptobörse FTX kollabierte und plötzlich die Kundeneinlagen nicht mehr ausbezahlt werden konnten. Der weiße Ritter der Kryptobranche war gefallen, und nach seiner Auslieferung an die USA wartet Bankman-Fried auf seinen Prozess. Er ist in insgesamt 13 Punkten angeklagt, darunter schwerer Betrug, Wertpapierbetrug, Verschwörung, Geldwäsche, Bestechung und illegale Wahlkampffinanzierung.

Im Wesentlichen wird Bankman-Fried beschuldigt, FTX-Kundeneinlagen gestohlen und Milliarden Dollar dieser gestohlenen Gelder verwendet zu haben, um den Betrieb und die Investitionen von FTX und dem dazugehörigen Hedgefonds Alameda Research am Laufen zu halten – und sich persönlich zu bereichern, so zumindest die Anklageschrift.

Verteidiger kritisieren "Schnellverfahren"

Jetzt baten Bankman-Frieds Anwälte einen Richter in Manhattan, zehn Anklagepunkte fallen zu lassen. Die Argumentation: Die Anklage sei in einem "klassischen Schnellverfahren" nur einen Monat nach dem Zusammenbruch von FTX erhoben worden. Die US-Justiz habe versucht, zivilrechtliche Fragen in ein Bundesverbrechen umzuwandeln, argumentieren die Rechtsvertreter. Vielmehr hätten die Gericht abwarten sollen, "bis die traditionellen zivilen und regulatorischen Prozesse ihren normalen Lauf genommen haben, um die Situation zu klären", heißt es in dem am Montag eingebrachten Antrag via "Business Insider".

Bankman-Fried wird unter anderem vorgeworfen, er habe mit gestohlenen Geldern die Wahlkämpfe demokratischer sowie republikanischer Politiker finanziert. Damit wollte sich SBF – wie er in der Szene genannt wird – Einfluss auf zukünftige Regulierungen des Kryptomarkts sichern, so die Anklage. Laut den Anwälten des ehemaligen Krypto-Stars ist diese Anklage unzulässig. Nicht, weil sie den Tatbestand bestreiten, sondern weil dieser Gesetzesbruch nicht in dem von der bahamaischen Regierung unterzeichneten Auslieferungsbefehl enthalten war.

"Absturz hat nicht nur FTX zu Fall gebracht"

Außerdem beantragte die Verteidigung die Abweisung der Anklagen wegen Bankbetrugs, unerlaubter Überweisungen und Bestechung. Die Begründung: Der Crash der Kryptobranche im Jahr 2022 habe auch viele andere Handelsplätze schwer getroffen. "Der Marktabsturz hat viele der wichtigsten Akteure in diesem Sektor zu Fall gebracht, nicht nur FTX", so die Anwälte in ihrem Antrag.

Im Jänner plädierte Bankman-Fried im Strafverfahren der US-Regierung gegen ihn wegen des Zusammenbruchs von FTX auf nicht schuldig. Der ehemalige FTX-CEO soll am 2. Oktober vor Gericht gestellt werden. Unter Druck kommt Bankman-Fried von seinen ehemaligen Mitstreitern. FTX-Mitgründer Gary Wang und Ex-Alameda-CEO Caroline Ellison haben sich bereits weitgehend schuldig bekannt. Sowohl Wang als auch Ellison arbeiten mit der US-Staatsanwaltschaft in Manhattan zusammen, die gegen Bankman-Fried ermittelt. (pez, 9.5.2023)