"Im Musikbusiness geht Individualität immer mehr verloren", sagen Teya und Salena. Sie wollen mit ihrem Song unterhalten und Kritik üben.

APA / Eva Manhart

Mit Finnlands Käärijä (Cha Cha Cha) und Schwedens Loreen (Tattoo) konnten sich in der M&S Bank Arena in Liverpool am Dienstag die Favoriten durchsetzen. Sie gelten auch im Finale am Samstag als chancenreiche Titelanwärter. Im ersten Semifinale konnten sich zudem Norwegen, Israel, Portugal, Serbien, Kroatien, Moldau, die Schweiz und Tschechien durchsetzen. Nicht geschafft haben es die Niederlande, Malta, Lettland, Aserbaidschan und Irland.

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DER STANDARD

Am Donnerstag singen Teya & Salena im zweiten Semifinale um ein Finalticket für Österreich. Zum Song Contest wollten beide schon lange. Sie reichten mehrmals Songs beim ORF ein. Teya versuchte es 2020 zudem in der serbischen Vorentscheidung. Kennengelernt haben sich die beiden 2021 in der Castingshow Starmania.

Eurovision Song Contest

STANDARD: Kaum wurde Ihr Song "Who the Hell Is Edgar?" präsentiert, entstand unter den Fans ein riesiger Hype. Der Song wird in den Top Ten gehandelt. Haben Sie damit gerechnet?

Teya: Nein, gar nicht. Die Hoffnung war da, denn wir hatten ein gutes Gefühl. Aber wenn so viele Leute den Song besprechen, den Text analysieren, singen und tanzen, dann ist das schon überwältigend.

STANDARD: Der Song ist zugänglich, zugleich ein kritischer Seitenhieb auf die Musikindustrie. Haben Sie den Song daraufhin zugeschnitten?

Teya: Es wäre ein falscher Ansatz gewesen, auf Eurovision hinzuarbeiten, weil authentisch sein am wichtigsten ist. Der Song ist zufällig innerhalb einer freien Stunde entstanden, ohne dass wir an den ESC dachten. Er wurde dann witzig und drückte unsere Unzufriedenheit mit dem Musikbusiness aus.

STANDARD: Es ist ja ein recht großer Schritt von der Studioaufnahme und dem Musikvideo zur Bühnenumsetzung für den ESC.

Salena: Wir haben den Song immer wieder mit anderen Schwerpunkten präsentiert. Im Musikvideo war uns die schwierige Rolle von Frauen im Musikbusiness wichtig. Bei den Partys stand der Spaß im Vordergrund.

Teya: Was wir auf der Bühne zeigen, ist etwas anderes. Für uns ist der Song nicht nur ein Gag, er hat eine Bedeutung für uns. Das Wichtigste ist uns der Moment, in der wir "Zero, dot, zero, zero, three" singen (Anm.: Der Cent-Betrag, den man als Künstler pro Spotify-Stream erhält). Hinzu kommt eine Multiplizierung der Tänzerinnen auf den LED-Wänden. Wir wollen damit unsere Kritik erweitern. Nämlich dass im Musikbusiness Individualität immer mehr zugunsten einer Massenproduktion verloren geht. Wir machen das aber mit Augenzwinkern, sodass auch Leute, die im Semifinale das erste Mal den Song hören werden, einen Zugang finden.

STANDARD: Sie sind auch selber Eurovision-Fans. Was macht den Song Contest besonders?

Salena: Erinnerungen mit der Familie. Aber auch Liebe, die Offenheit, dass es egal ist, wen man liebt, wie man aussieht, wo man herkommt. Man wird aufgenommen, so wie man ist.

STANDARD: Haben Sie den Eindruck, dass die Ukraine Gastgeber in Liverpool ist?

Teya: Absolut, in unseren Köpfen und Herzen ist es das Jahr der Ukraine.

STANDARD: Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Salena: Das Ganze hier zu genießen ist unser wichtigstes Ziel. Natürlich wäre es schön, ins Finale zu kommen, und dafür werden wir auch tausend Prozent geben.

(Marco Schreuder, 11.5.2023)