Der Golf GTI zeigte schon vor 50 Jahren, wie sportliches Fahren aussehen kann.
Foto: Volkswagen AG

Es lassen sich auch jenseits von Umweltvorschriften und kommerziellen Überlegungen der Autohersteller viele Gründe finden, warum Sportwagen ganz allgemein an Bedeutung verlieren, insbesondere in Europa. Die Rahmenbedingungen, um einen Sportwagen als begehrlich zu empfinden, schrumpfen im Grunde schon seit den ersten Tagen des Golf GTI, also seit fast 50 Jahren. Dieses Auto war ein glasklares Beispiel dafür, dass man gar keinen Sportwagen braucht, um beim Autofahren Sportlichkeit zu empfinden, auszuleben und auch auszustrahlen. Dabei war der GTI genauso alltagstauglich wie jeder gewöhnliche Golf.

Verändertes Freizeitverhalten

Inzwischen gibt es ja schon praktisch jedes Auto aus jeder Fahrzeugklasse in einer übermotorisierten Version, dabei oft mit eingeschränkten Alltagseigenschaften. Wozu also noch Sportwagen?

Außerdem hat sich unser Freizeitverhalten massiv verändert. Wer fährt heute noch nur mit Kreditkarte und Zahnbürstl im Handschuhfach von einem Gourmetlokal zum anderen? Wir haben viel mehr zu transportieren als früher. Heute ist also eher der Sport-Geräte-Wagen vulgo SUV mit Heckklappe, Dachträger und Anhängekupplung als der Sportwagen gefragt.

Und dann kommen noch die Rahmenbedingungen: Man braucht keinen Sportwagen, um permanent in einer Endloskolonne zwischen ständig wechselnden 50er-, 60er-, 70er- und 80er-Beschränkungen hinter einem Lkw herzugondeln oder sich auf einer Autobahn voller Lkws von einem bockharten Fahrwerk durchbeuteln zu lassen. Ganz abgesehen von der Symbolwirkung im Zeichen der Erderhitzung. (Rudolf Skarics, 12.5.2023)