Über 400 Internetkabel verbinden weite Teile der Welt unterirdisch oder unter Wasser.

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Die EU plant ein neues Unterseekabel, um die Verbindung zu Georgien zu verbessern und gleichzeitig "die Abhängigkeit von durch Russland laufenden Kabeln" zu reduzieren, wie die Europäische Kommission in einem Statement am Freitag verlautbaren ließ. Ein weiterer Grund für dieses Projekt sollen die Bedenken in Sachen Spionage sein, schließlich laufen durch die weit verbreiteten Verbindungskanäle neben Strom auch unzählige Videocalls, E-Mails und andere Daten.

Projekt Schwarzes Meer

Bereits 2021 gab es Gespräche zwischen der EU und Georgien, dass man eine Lösung für den direkten Digitaltransfer benötigt. Diese Lösung wäre in etwa 1.000 Kilometer lang und würde durch das Schwarze Meer laufen. Wie ein Insider gegenüber der "Financial Times" verriet, hätte der Krieg in der Ukraine die Dringlichkeit dieser Unternehmung vor Augen geführt.

Internetkabel beziehungsweise die Stationen, bei denen die Leitungen durch- oder ankommen, waren in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Hacker-Angriffen. Auch die Angst vor Sabotage ist eine wachsende, unter anderem nach den Explosionen der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 oder auch den zwei durchgeschnittenen Kabeln vor der norwegischen Küste in den beiden Vorjahren. Speziell Russland wurde mehrfach vorgeworfen, diese sensible Infrastruktur als Angriffsziel zu nutzen.

"Für ein Regime, das absolut keinen Respekt vor internationalen Gesetzen hat, ist der Angriff auf Infrastrukturprojekte der EU offenbar ein gangbarer," wurde der Delegierte des Europäischen Parlaments, Reinhard Bütikofer, kürzlich zitiert.

Unterirdisches Netz

Rund 99 Prozent des interkontinentalen Internetverkehrs – also Daten, E-Mails oder Videocalls – werden via rund 400 verlegte Unterseekabel transportiert. Durch Russland geht eine Vielzahl dieser Kabel, speziell jene, die Europa und Asien verbinden. Das "Projekt Schwarzes Meer" ist der EU deshalb seit Jahren äußerst wichtig. Noch fehlt es allerdings an einem genauen Zeitplan – vielleicht auch deshalb, weil noch immer russische Kriegsschiffe von genau diesem Meer aus die Ukraine angreifen und eine genaue Planung deshalb unmöglich scheint. (red, 15.5.2023)