Rund 80 Prozent des Geschäfts von Bitpanda kommen aus dem Kryptobereich.

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Der aktuelle Hype um künstliche Intelligenz geht, wie nicht anders zu erwarten, auch am Wiener Fintech Bitpanda nicht vorbei. Am Dienstag hat die Trading-Plattform angekündigt, zehn Millionen Dollar in den Aufbau eines eigenen KI-Geschäftszweigs namens Bitpanda.ai zu investieren. "Ein Investmentmanager, den man in der Hosentasche immer dabeihat – so lautet die Idee", sagt Bitpanda-Gründer und -Geschäftsführer Eric Demuth im Gespräch mit dem STANDARD. Die KI werde auf Basis von online verfügbaren Unternehmensdaten und Nachrichten Informationen für Kunden individuell aufbereiten und Vorschläge machen.

Dass das System eigenständig Investmententscheidungen trifft und Geld investiert, ist aktuell nicht geplant. Demuth schließt einen derartigen Schritt für die Zukunft aber nicht aus. Die Technologie entwickle sich so schnell, niemand wisse, was in zwei Jahren alles möglich ist. "Mittelfristig wird sich Bitpanda zu einer Finanz-KI-Firma transformieren", sagt Demuth.

Unternehmensbewertung

Besonders in den Jahren 2020 und 2021 saß das Geld bei Risikokapitalgebern extrem locker, was auch Firmenbewertungen ordentlich in die Höhe trieb. Mit dem Start des Ukrainekriegs und der daraus resultierenden Energiekrise sowie der hohen Inflation war die Zeit des billigen Geldes vorbei. Besonders in der Fintech-Branche verzeichneten viele Unternehmen massive Kürzungen bei der Firmenbewertung. Eines der prominentesten Beispiele war der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna, der einen Abschlag von 85 Prozent in Kauf nehmen musste.

Zwar war Klarna ein Extrembeispiel, aber es stand sinnbildlich für die ganze Branche. Überraschend optimistisch zeigt sich demnach Bitpanda-Chef Demuth: "Müssten wir morgen eine Finanzierung aufstellen, könnten wir vermutlich die Bewertung von 2021 halten." Damals notierte das Unternehmen nach einer Investmentrunde im dreistelligen Millionenbereich bei einem Wert von rund 4,1 Milliarden Dollar. Er begründet das mit dem erweiterten B2B-Geschäft, in dem Bitpanda es traditionellen Banken und Plattformen ermöglicht, die Bitpanda-Anlageangebote, also von Kryptowährungen über Aktien bis zu Edelmetallen, zu integrieren. Erst kürzlich wurde eine Kooperation mit der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien bekannt.

Massenkündigung

Dass Bitpanda tatsächlich diese Bewertung halten könnte, ist nur ein theoretisches Gedankenspiel. Ganz einfach vorzustellen ist das jedoch nicht – ist doch der Kryptomarkt nach wie vor angeschlagen, und das Unternehmen hat vergangenen Sommer knapp 300 Leute gekündigt. Man sei zu schnell gewachsen, habe auf einen Schlag zu viele Leute eingestellt, sagt Demuth rückblickend. Das würde man so nicht mehr machen.

Woher kommt momentan das Bitpanda-Geschäft? Das Trading mit Digitalwährungen macht nach wie vor den Großteil des Geschäfts aus. In etwa 80 Prozent des Handelsvolumen kämen aus dem Kryptobereich. Das liegt in der Natur der Sache, da in diesem Segment die Unternehmenswurzeln liegen. Eine konkrete Prognose, wie es bei Bitcoin und Co weitergeht, traut sich Demuth nicht abzugeben. Er gibt sich in Anbetracht des 2024 anstehenden Bitcoin-Halvings optimistisch. Beim sogenannten Halving wird die Belohnung halbiert, die Miner für das Schürfen von Bitcoins erhalten.

Bitcoin-Kursschwankungen

Ende vergangener Woche fiel der Kurs des Krypto-Flaggschiffs Bitcoin vorübergehend auf unter 26.000 Dollar, den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Neben einer rückläufigen Liquidität am Markt sei es unter anderem auch die harte Haltung der US-Regulierungsbehörden gegenüber der Branche, die Investoren zum Rückzug bewege, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Mittlerweile hat sich der Kurs wieder etwas erholt und bewegt sich bei rund 27.000 Dollar. Die Nummer zwei am Kryptomarkt, Ether, steht bei rund 1.800 Dollar. (Andreas Danzer, 16.5.2023)