Vorübergehend von Youtube gesperrt: FPÖ-TV.

Foto: Youtube/FPÖ-TV

ORF vs. Tiktok: Da kam am Mittwoch beim "4Gamechangers"-Festival in Wien doch ein wenig Emotion auf, als Tiktok-Manager Tobias Henning Warnungen vor Social Media als Tools für Populisten und Diktatoren abperlen lassen wollte mit: "Tiktok ist eine Plattform für Unterhaltung, für Inspiration."

"Gefährliches Argument"

"Das ist ein gefährliches Argument, das kann man in einer Diskussion nicht stehen lassen", konterte ORF-Programmdirektorin Stephanie Groiss-Horowitz. "Damit täuschen Plattformen eine Sicherheit vor, die so nicht gegeben ist. Das ist das Problem, warum Radikalisierung wachsen kann. Sie kommt unter falschem Label daher." Groiss-Horowitz mahnte Verantwortung der Plattformen ein.

Tobias Henning, General Manager bei Tiktok für Zentral- und Ostereuropa sowie Israel, versicherte, man nehme "Verantwortung sehr ernst", es gebe "sehr klare Community-Guidelines", eine dreistufige Moderation. Henning: "Wir sind eine Plattform, die ihre Hausaufgaben macht."

Medienbildung mit Öffentlich-Rechtlichen

Bei den Hausaufgaben verlässt sich die chinesische Plattform aber gerne auch auf klassische, öffentlich-rechtliche Medien: Henning verweist auf das Tiktok-Angebot @BR24 des Bayerischen Rundfunks. Es brauche auch Medienbildung der Nutzerinnen und Nutzer, "um Desinformation etwas entgegenzusetzen".

Davor hatte Henning von "großer Demokratisierung von Kreativität" geschwärmt und erklärt: "Jeder und jede kann bei uns Reichweiten bekommen, wenn sie ein spannendes Thema haben." Dabei spiele auch Repräsentanz eine große Rolle für die Plattform. So sei etwa die muslimische Community nirgendwo sonst so repräsentiert wie auf Tiktok, meinte er.

Plattformen für "Diktatoren"

Alicia Joe, Meinungsbloggerin auf Youtube, sieht die großen Plattformen kritisch. Social Media werde für viele bereits zur Lebensrealität. "Viele sehen das als gesetzt, was ich sage. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, aber viele andere nicht", meinte die 27-Jährige. "Die steilste These wird geklickt. Wer das bedient, kriegt schnell viel Reichweite", so Joe. Speziell aufpassen müsse man, wie Politiker künftig diese Medien nutzen werden. Man könne davon ausgehen, dass "Diktatoren Social Media gut finden" – mit knappen, emotionalisierenden Schlagzeilen könne man schnell zu großen Reichweiten kommen.

Die Möglichkeit nutzt die FPÖ längst etwa mit ihrem Youtube-Kanal FPÖ-TV – bis die Plattform den Upload vorübergehend sperrte.

"Richtlinien gelten auch für Parteien"

Andreas Briese, Direktor bei Youtube für Content-Partnerschaften Zentraleuropa, wurde also beim Festival auch auf den FPÖ-TV-Kanal mit 194.000 Abonnenten auf Youtube angesprochen. Seit zehn Tagen kann die Partei keine Videos mehr hochladen, was FPÖ-Chef Herbert Kickl vor wenigen Tagen dazu veranlasste, angesichts einer vorübergehenden Sperre von "Zensur" zu sprechen.

"Wir gehen mit jedem gleich um. Wir haben sehr klare Richtlinien, die auch für Parteien gelten", erklärte der Youtube-Manager dazu recht allgemein. Prinzipiell werde man zunächst verwarnt, erfolge auch dann kein Umdenken, kommt es zu einer (Teil-)Sperre. 94 Prozent der gelöschten Inhalte werden laut Briese mittlerweile von Maschinen detektiert bzw. vorgefiltert. (fid, APA, 17.5.2023)