Eine Stellungnahme von Mickey Mouse liegt noch nicht vor.

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Burbank (Kalifornien) – Inmitten eines erbitterten Streits mit Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat der Unterhaltungsriese Disney Pläne für den Bau eines großen neuen Mitarbeiterkomplexes in dem US-Bundesstaat gestrichen. Angesichts "erheblicher Veränderungen" einschließlich "sich ändernder Geschäftsbedingungen" werde das Projekt im Großraum Orlando aufgegeben, erklärte der für die Disney-Freizeitparks zuständige Spitzenmanager Josh D'Amaro am Donnerstag in einem Memo an die Mitarbeiter. "Das war keine einfache Entscheidung, aber ich denke, es ist die richtige."

Umstrittenes Projekt

Disney wollte eigentlich in Orlandos Stadtteil Lake Nona unweit des Freizeitparks Disney World einen neuen sogenannten Campus errichten. Dorthin sollten 2.000 Mitarbeiter aus dem Bundesstaat Kalifornien, wo Disney sein Hauptquartier hat, zum Leben und Arbeiten entsandt werden. Das Projekt war nicht unumstritten, unter anderem, weil einige Mitarbeiter nicht von Kalifornien nach Florida ziehen wollten.

D'Amaro verkündete nun das Aus für das Projekt. Neben den "sich ändernden Geschäftsbedingungen" verwies er auch auf den Wechsel an der Spitze des Unterhaltungsriesen. Im November war der langjährige Disney-Chef Bob Iger an die Spitze des Konzerns zurückgekehrt und hatte seinen Nachfolger Bob Chapek wieder abgelöst.

Streit nach "Don't Say Gay"-Gesetz

Die Streichung des Campusprojekts erfolgt inmitten eines heftigen Streits mit Gouverneur DeSantis, der sich an einem als schwulenfeindlich kritisierten Gesetz in Florida entzündet hatte. Der erzkonservative Politiker und potenzielle Präsidentschaftskandidat hatte im vergangenen Jahr ein Gesetz beschließen lassen, das in den ersten drei Grundschuljahren Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität verbietet. Kritiker bezeichnen das Gesetz, das inzwischen auf alle Jahrgangsstufen ausgeweitet wurde, als "Don't Say Gay"-Gesetz ("Sag nicht schwul"-Gesetz).

Der damalige Disney-Chef Chapek kritisierte das Gesetz im vergangenen Jahr ebenfalls und stoppte alle politischen Spenden seines Unternehmens in Florida. DeSantis reagierte verärgert – und ließ von Floridas Parlament ein Gesetz beschließen, das den Selbstverwaltungsstatus von Disney World stark einschränkt. In dem Streit zog Disney im April vor Gericht und verklagte DeSantis.

Scharfer Rechtskurs

Der republikanische Gouverneur fährt in Florida einen scharf rechten Kurs und attackiert unter anderem eine angebliche linke "Woke"-Ideologie bei Demokraten, Institutionen und Unternehmen. Beobachter erwarten, dass der 44-Jährige in der kommenden Woche seinen Einstieg ins Präsidentschaftsrennen verkünden dürfte.

DeSantis gilt als der gefährlichste innerparteiliche Rivale von Ex-Präsident Donald Trump im Wettstreit um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner für die Wahl 2024. In Umfragen liegt Trump aber mit großem Abstand vor DeSantis. (APA, 19.5.2023)