In der Raffinerie in Schwechat produziert die OMV neuerdings weniger Flugbenzin, dafür mehr Vorprodukte für Polyethylen und Polypropylen für Borealis.

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Mit dem Kauf neuer Anteile des österreichischen Chemiekonzerns Borealis verschrieb sich die OMV im März 2020 einem Kurswechsel: Die Herstellung von Kunststoffen könne perspektivisch größere Teile des Geschäfts mit Benzin, Diesel und Co ablösen. Die Treibstoffe verlieren mit der Energiewende ihre Bedeutung – stattdessen setzt die OMV stärker auf die Chemiesparte. Dazu stockte der teilstaatliche Konzern vor drei Jahren seine Anteile an Borealis, Europas zweigrößtem Hersteller von Polyolefinen, von 36 auf 75 Prozent auf.

Die OMV ist mit diesem Strategiewechsel nicht allein, auch andere Mineralölkonzerne schauen immer stärker in Richtung Petrochemie. Einer davon ist die Abu Dhabi National Oil Company, kurz Adnoc. Der staatliche Erdölproduzent des Emirats will sich als großer Chemiekonzern positionieren. In diesem Zusammenhang zeige Adnoc, laut Informationen der Neos-Abgeordneten Karin Doppelbauer, nun Interesse an den OMV-Anteilen an Borealis. Doppelbauer hat dazu am Freitag eine parlamentarische Anfrage an das Finanzministerium eingebracht.

Synergien zwischen OMV und Borealis

Es brodle derzeit um die mögliche Rückabwicklung des Deals von 2020, erklärt Doppelbauer. Im Gegenzug stünden LNG-Lieferungen aus Abu Dhabi nach Österreich im Raum. Unter anderem sei darüber auf einer Delegationsreise nach Abu Dhabi gesprochen worden, an der Finanzminister Magnus Brunner, Öbag-Chefin Edith Hlawato und der Aufsichtsrat der Staatsholding, Günther Ofner, teilnahmen.

"Mit einem Verkauf würde die OMV ihre langfristige Vision für die Transformation verlieren. Die Borealis spielt eine Schlüsselrolle", so Doppelbauer.

Bereits heute sind die Synergien zwischen OMV und Borealis groß, besonders in der Raffinerie in Schwechat. Zum Beispiel führen hier Verbindungsleitungen direkt von der OMV zu Borealis. Statt Kerosin produziert die OMV aus Erdöl und Erdgas neuerdings mehr Vorprodukte für Polyethylen und Polypropylen. "Diese Produkte wird es auch noch 2050 und darüber hinaus geben", erklärte der damalige OMV-Chef Rainer Seele, als die Aufstockung der Borealis-Anteile bekanntgegeben wurde. An dieser Position scheint Seele festzuhalten: Er ist heute als Berater für Adnoc tätig.

Gegen die Spekulationen um den Rückverkauf spricht allerdings, dass sie kaum mit der langfristigen Strategie der OMV vereinbar sind. Weder das Finanzministerium noch die OMV kommentieren die Anfrage bislang. (Alicia Prager, 19.5.2023)