Zum Abschluss seiner Auslandstour hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen großen Erfolg erzielt: Die USA genehmigen die Lieferung von F-16-Kampfjets – auch wenn noch nicht klar ist, wann sie kommen und welche Länder sie letzten Endes schicken werden.

Am wahrscheinlichsten ist, dass Joe Biden nachgegeben hat, um die Allianz der westlichen Ukraine-Unterstützer nicht zu gefährden – trotz der Gefahr einer Eskalation mit Russland.
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Der jetzige Kurswechsel überrascht aus militärischer Sicht, denn für die ukrainische Frühjahrsoffensive werden die Flieger zu spät eintreffen. Eine Rolle mag gespielt haben, dass laut einem Air-Force-Report die Schulung ukrainischer Piloten für die F-16 weit kürzer dauert als gedacht. Doch am wahrscheinlichsten hat Joe Biden das wiederholt, was er in Sachen Ukraine-Hilfe schon öfter gemacht hat: Er hat nachgegeben, um die Allianz der westlichen Ukraine-Unterstützer nicht zu gefährden – trotz der Gefahr einer Eskalation mit Russland.

Einige europäische Partner drängten zuletzt vehement auf das grüne Licht aus Washington für die F-16. Und wie schon bei weitreichender Artillerie oder Kampfpanzern lenkt Biden nun ein, um den Westen nicht zu spalten. Gleichzeitig nehmen die USA Europa aber in die Pflicht: Die Schulungen für die ukrainischen Piloten werden dort stattfinden, vermutlich werden auch allein die europäischen Länder ihre F-16 abgeben.

Wie sehr dies den Krieg beeinflusst, wird von der Zahl der gelieferten F-16 abhängen. Und davon, ob Europa es schafft, Einigkeit zu wahren und dem Kreml zu signalisieren, dass ein Spiel auf Zeit nur weiteres sinnloses Blutvergießen bringt. (Kim Son Hoang, 21.5.2023)