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Foto: Archiv
Ihre Biografie liest sich wie eine Märchen-Karriere. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, verlässt sie bereits mit dreizehn Jahren ihr Elternhaus, um mit einer Theatergruppe durch die Lande zu ziehen. Sechs Jahre später ist sie weltberühmt. Ihren Durchbruch bringt ihr jener legendäre Abend des 7. Oktobers 1925 im Pariser "Theatre des Champs Elysees", als die temperamentvolle Tänzerin der "Revue Negre" im Bananenröckchen auftritt. Das Publikum verehrt die exotische, halb nackt Charleston, Tango und Hot Jazz tanzende und singende Künstlerin, die nie obszön wirkt. In kurzer Zeit avanciert Josephine Baker zum höchst bezahlten Revuestar in Europa. Doch neben dem Ruhm hat sie auch Diffamierungen auszustehen: sie sei eine "Gefahr für die Kultur" und in Deutschland und Italien wurden ihre Auftritte verboten.

Biografische Daten

Am 3. Juni 1906 wird Freda Josephine McDonald als uneheliche Tochter des Schlagzeugers Eddie Carson und der Waschfrau Carrie McDonald in St. Louis/Missouri geboren. 1918 verläßt sie die Schule und arbeitet zur finanziellen Unterstützung ihrer Familie als Dienstmädchen. Ein Jahr später heiratet sie den Gießereiarbeiter Willie Wells. Die Ehe hält nur einige Wochen. Als Kellnerin im Jazzclub "Old Chauffeur's Club" entdeckt Baker ihre Liebe zur Musik. Sie erlernt die aktuellen Tanzstile wie Charleston, Mess Around, Itch oder Tack Annie. Nach Entdeckung ihre tänzerischen Begabung geht sie in den USA mit The Jones Family Band und The Dixie Steppers auf Tournee.

1921 heiratet sie zum zweiten Mal, den Zugbegleiter Willie Baker, dessen Nachnamen sie zeitlebens behält. Ab 1922 tritt sie am Broadway, unter anderem im ersten von Schwarzen komponierten Musical "Shuffle Along", auf. Obwohl Baker stets in der letzten Reihe tanzt, bietet ihr Caroline Reagan, eine wohlhabende Weiße und Förderin der schwarzen Musik, ein Engagement in der "Revue Nègre" in Paris an.

Durchbruch mit "Revue Nègre"

1925 verlässt sie die USA sowie ihren Mann, um nach Paris zu gehen. Dort gelangt sie durch ihre Auftritte in der "Revue Nègre" schnell zu Berühmtheit. Sie etabliert den "jazz hot" und erreicht internationalen Ruhm, während Frankreich vom amerikanischen Jazz infiziert wird. Baker wird von vielen Künstlerinnen und Intellektuellen wie Pablo Picasso verehrt.

Im Jahr 1926 lernt sie Pepito Abatino kennen, der ihr Geliebter und Manager wird und eröffnet im Dezember ihren eigenen Nachtclub "Chez Joséphine" in Paris. Es folgen Auftritte in den Folies Bergère, wo sie ihren berühmt gewordenen Bananentanz, den danse sauvage, in einem Röckchen aus 16 Bananen im Stück "La Folie du Jour" aufführt. 1927 hat sie ihren ersten Leinwandauftritt im exotischen Kinofilm "La Sirene des Tropiques". In diesem Jahr verdient Baker mehr als jede/r andere EntertainerIn in Europa. Baker gastiert mit ihrer "Charleston Jazzband" in Berlin. Auch in der deutschen Kunst- und Kulturszene erregt sie mit ihren Auftritten und ihrem "wilden" Tanzstil großes Aufsehen.

Diffamierung durch die Nazis

Zeitgleich werden in Wien anlässlich ihres Gastspiels Sondergottesdienste "als Buße für schwere Verstöße gegen die Moral, begangen von Josephine Baker" abgehalten. Die Wiener Nationalsozialisten fordern ein Auftrittsverbot für Baker. Am 14. Februar 1929 erteilt die Stadt München Baker wegen einer zu erwartenden "Verletzung des öffentlichen Anstands" ein Auftrittsverbot.

Ab 1930 widmet sich Baker verstärkt ihrer Gesangskarriere und nimmt Lieder für die Schallplattenfirma Columbia Records auf. Zudem ist sie wiederholt in französischen Kinofilmen zu sehen. 1936 kehrt sie in die USA zurück, wo sie Ablehnung erfährt. Medial wird sie diffamiert und als "Negerschlampe" tituliert. Viele Hotels und Restaurants verwehren ihr den Zutritt. Baker kündigt Verträge und geht nach Europa zurück.

Engagement gegen Rassismus

1937 heiratet sie den französischen Juden und Großindustriellen Jean Lion, wodurch sie die französische Staatsbürgerschaft erhält. Als 1938 in der Düsseldorfer Ausstellung "Entartete Musik" von den Nationalsozialisten die unterschiedlichsten MusikerInnen diffamiert werden, befindet sich auch Baker auf der Liste. Während des Krieges arbeitet sie beim französischen Roten Kreuz und schmuggelt bei Reisen Geheimbotschaften für die Résistance.

1946 erhält Josephine Baker die französischen Auszeichnungen "Croix de Guerre" und "Medaille de la Résistance". Ein Jahr später heiratet sie den französischen Orchesterleiter Jo Bouillon. Als sie sich im Jahr 1951 bei ihrer Amerika-Tournee weigert, vor nach Ethnie getrenntem Publikum aufzutreten oder in nach diesem Kriterium aufgeteilten Hotels zu schlafen, erreicht sie die Öffnung einiger Einrichtungen für Afro-AmerikanerInnen. Dafür wird sie von der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) zur herausragendsten Frau des Jahres ernannt.

Regenbogen-Familie

Zwischen 1954 und 1965 adoptiert Baker zwei Mädchen und zehn Jungen unterschiedlicher Hautfarbe und Religion. Die von Baker als "Regenbogensippe" bezeichnete Familie lebt in einem mittelalterlichen Schloss in der Dordogne. Sie trennt sich von Jo Boullion und konzentriert sich ganz auf ihre Kinder. Doch bereits 1959 ist sie aufgrund hoher Schulden zu einem Comeback gezwungen und sie tritt mit dem autobiografischen Musical "Paris mes Amours" in Paris auf.

1963 nimmt Baker an der Großdemonstration für die Rechte der Afro-AmerikanerInnen in Washington teil und spricht an der Seite von Martin Luther King (1929-1968). 1973 folgt eine Pseudo-Heirat mit dem amerikanischen Künstler Robert Brady in einer leeren Kirche in Acapulco (Mexiko). Ohne Pfarrer und ZeugInnen schwören sie sich ewige Treue. Baker erzählt nur wenigen Leuten von dieser inoffiziellen Ehe, weil sie Angst hat, die Presse könne sich über sie lustig machen.

1974 tritt sie in der autobiografischen Show "Josephine" in Monaco auf. Am 8. April 1975 erhält sie mit dieser Show in Paris die besten Kritiken. Vier Tage später stirbt Josephine Baker in Paris an einer plötzlichen Gehirnblutung. (dabu/Quelle: Lemo-Biografie)