Berlin - Die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen würde nach Einschätzung des Wirtschaftsweisen Wolfgang Franz Arbeitsplätze kosten.

"Über kaum einen anderen Sachverhalt besteht in der Volkswirtschaftslehre so viel Einigkeit wie über die schädlichen Wirkungen von Mindestlöhnen", erklärte am Dienstag Franz, der auch Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist.

Viele Studien hätten gezeigt, dass ein Mindestlohn besonders die Chancen von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt verschlechtere. In Ländern mit gesetzlichen Mindestlöhnen käme diesen die Funktion einer Mindesteinkommenssicherung zu, die in Deutschland aber durch das Arbeitslosengeld II gewährleistet werden soll.

"Löhne sowieso zu hoch"

In Deutschland liegen die Löhne in den unteren Lohngruppen nach Ansicht Franz sowieso zu hoch. "Nicht zuletzt deshalb sind gering qualifizierte Arbeitnehmer ungleich stärker von Arbeitsplatzverlusten betroffen."

Bisher hätten zudem Arbeitslosen- und Sozialhilfe Arbeitslose davon abgehalten, eine Arbeit mit geringer Bezahlung anzunehmen, und stattdessen in der Schattenwirtschaft tätig zu werden. "Mit der Einführung des Arbeitslosengelds II hat die Bundesregierung erste Schritte zur Behebung dieser Fehlentwicklung eingeleitet", lobte Franz.

Protektionismus

Pläne, über eine Ausweitung des Entsendegesetzes aus der Bauwirtschaft auch in anderen Branchen Mindestlöhne zum Schutz vor Niedriglohn-Konkurrenz aus Osteuropa einzuführen, wertete Franz als Protektionismus.

"Wenn Wettbewerb ungemütlich zu werden droht, feiert der Protektionismus trotz gegenteiliger Beteuerung Urstände", erklärte Franz. Damit würden die Probleme aber nicht gelöst, sondern lediglich neue geschaffen. (APA/Reuters)