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Das drei Monate alte Kind liegt im Wiener AKH im künstlichen Tiefschlaf.

Fotot: AP/OCZERET
Wien - Das Baby, das vom eigenen Vater schwer misshandelt worden sein soll und im Wiener AKH behandelt wird, ist aus dem künstlichen Tiefschlaf erwacht. "Sie wird zwar noch sediert, aber sie ist nicht mehr im Koma", teilte Univ.-Prof. Dr. Arnold Pollak am Montag gegenüber der APA mit. Die Ärzte hatten das Wiederaufwachen von Iris Maria S. sukzessive eingeleitet.

Zustand "recht gut" und "stabil"

Der Zustand des drei Monate alten Mädchen ist "recht gut" und "stabil", so der behandelnde Arzt. Auch den diagnostizierten erhöhten Hirndruck des Kindes haben die Ärzte mittlerweile durch einen neurochirurgischen Eingriff an der Fontanelle (Knochenlücke im kindlichen Schädel, Anm.) in den Griff bekommen. Über mögliche Folgeprobleme beziehungsweise -schäden könne man derzeit nur spekulieren, so Pollak.

U-Haft über Kindsvater verhängt

Über den Kindsvater, der sich am Freitag selbst der Polizei gestellt hat, wurde mittlerweile U-Haft verhängt, wie es am Montag aus dem Wiener Landesgericht hieß. Gegen die Mutter, die von den mutmaßlichen Schlägen und Züchtigungen des Vaters an dem kleinen Mädchen wusste, wurde wegen "Vernachlässigung" ebenfalls Anzeige erstattet.

Ältere und frische Blutungen

Der Fall war am Samstag in Wien bekannt geworden: Das Mädchen war offenbar von seinem Vater so lange geschlagen und geschüttelt worden, bis es das Bewusstsein verlor. Am 25. April wurde Iris ins AKH eingeliefert und in künstlichen Tiefschlaf versetzt. "Das Kind hat ältere und frischere Blutungen im Gehirn und in den Augen", berichtete Pollak am Samstag. An den Beinen seien Hämatome gefunden worden. All dies weise auf ein Schütteltrauma hin, sagte der Klinikvorstand. Offenbar habe der Vater das Kind bei den Füßen gehalten und geschüttelt, auch Schläge soll der 20-Jährige ausgeteilt haben. Bei dem Kind wurden zudem mehrere gebrochene Rippen diagnostiziert. Diese Verletzungen dürften laut Pollak bereits länger zurückliegen.

Selbstanzeige

Die Polizei erfuhr von dem Fall erst am Freitag, als sich der junge Mann selbst anzeigte. Offenbar war der Vater völlig überfordert. Der 20-Jährige gab die Misshandlungen zu, als Grund gab er an, sich von dem Mädchen genervt gefühlt zu haben.

Laut Exekutive war Iris Maria S. bereits im März ins Krankenhaus Zwettl eingeliefert worden. Schon damals wurde der Verdacht der Kindesmisshandlung geäußert. Das Baby wies damals mehrere blaue Flecken an den unteren Extremitäten auf. Major Klaus Mair vom zuständigen Wiener Kriminalkommissariat West betonte, dass derzeit keine Hinweise auf sexuellen Missbrauch des Babys vorlägen.

Jugendamt

Im Zwettler Krankenhaus sei eine intensive Betreuung der Familie durch das Jugendamt empfohlen worden. Diese sei dann offenbar auch erfolgt, so der Kriminalbeamte. Das Wiener Jugendamt habe "keine potenzielle Gefahrenquelle" in der Familie erkennen können, sagte die Sozialarbeiterin Elisabeth Köpl. Sie begründete dies unter anderem damit, dass der Vater von Iris Maria S. nicht mehr im gemeinsamen Haushalt gelebt habe. Die Kontrollen der Sozialarbeiter wären sonst strenger gewesen, betonte sie. Dass trotzdem, quasi auf Verdacht, keine strengeren Kontrollen eingeleitet wurden, begründete Köpl auch damit, dass laut Jugendwohlfahrtsgesetz "das gelindeste Mittel" zum Schutz des Kindswohles angewendet werden müsse.

Das Jugendamt wäre im vorliegenden Fall auf ein Zeichen der Mutter oder aus ihrem Umfeld angewiesen gewesen, etwa, in wie weit der Vater zu dem Kind Zugang hatte, sagte Köpl. Laut Polizei war der 20-Jährige nach dem Umzug der Mutter mit dem Kind allein, "wenn die Mutter beim Einkaufen war oder einen Arzttermin hatte". In den vergangenen Wochen sei er nachts nicht mehr mit dem drei Monate alten Mädchen allein gewesen.

Familie lebte zunächst in Gmünd

Die Familie lebte zunächst in der Heimatstadt von Stefan Sch., im niederösterreichischen Gmünd. Später zogen sie nach Wien-Währing in die Thimiggasse, zuletzt lebten Mutter und Kind in einem Kleingartenhaus in Wien-Hietzing. Laut dem Polizeisprecher wusste die 25-jährige Mutter von den Misshandlungen, sie zog daraus aber keine Konsequenzen.

Barbara S. dürfte eine Trennung von Stefan Sch. überlegt haben, der Kindesvater hatte aber ungehinderten Zugang zu seiner Tochter. Zeitweise war er mit Iris auch allein. Bei den Einvernahmen gab er an, er habe ein gewisses Aggressionspotenzial in sich und werde deshalb behandelt. Stefan Sch. wurde verhaftet. Der 20-Jährige leistete bisher seinen Zivildienst ab.

Barbara S. befand sich zuletzt in Karenz. Die 25-Jährige leidet selbst unter einer milderen Form des so genannten Borderline-Syndroms. Das ist der Zwang zur Selbstverletzung, beispielsweise durch Rasierklingen. Bezüglich gewalttätiger Übergriffe des 20-Jährigen gegen sie machte Barbara S. keine Angaben. (APA)