Der Siegerfilm "Demi-Tarif" erzählt von drei Kindern im Alter von sieben, acht und neun Jahren, die von ihrer Mutter für längere Zeit sich selbst überlassen werden und sich auf eigene Faust durchschlagen müssen.

Foto: http://www.crossingEurope.at

Linz – Der mit 10.000 Euro dotierte Crossing Europe Award 2005 European Competition geht an die 22-jährige französische Schauspielerin und Regisseurin Isild Le Besco für ihren Debütfilm "Demi-Tarif/Half Price". Das teilt das Büro am Sonntag zu Ende gehenden Linzer Filmfestivals "Crossing Europe" in einer Aussendung mit.

Mit dem Crossing Europe Award 2005 Local Artists (6.000 Euro) wird der gebürtige Grieskirchner Siegfried A. Fruhauf für "Mirror Mechanics" ausgezeichnet. Eine lobende Erwähnung ergeht an Barbara Musil und Karo Szmit für ihren Kurzfilm "SW-NÖ 2004". Die Preise wurden am Samstagabend im Linzer O.K.Centrum für Gegenwartskunst verliehen.

"Demi-Tarif"

"Demi-Tarif" erzählt von drei Kindern im Alter von sieben, acht und neun Jahren, die von ihrer Mutter für längere Zeit sich selbst überlassen werden und sich auf eigene Faust durchschlagen müssen. Paris erscheint in diesem Film wie ein einziger großer Spielplatz. Le Besco begann mit der Arbeit am Drehbuch bereits im Alter von 16 Jahren. Ihr großer Bruder Jowan Le Besco war Kameramann, der kleine Bruder Kolia Litscher Schauspieler, die Mutter Catherine Belkhodja Produzentin; gedreht wurde im eigenen Haus.

Visuelle Schönheit

In der Begründung der Jury für den internationalen Wettbewerb (Cis Bierinckx/Belgien, Nadejda Koseva/Bulgarien, Jan Krüger/Deutschland, Micha Shagrir/Israel und Elma Tataragic/Bosnien) heißt es: "'Demi-Tarif' hat uns verstört und gleichzeitig mit seiner visuellen Schönheit verzaubert." Der Film sei "ein Plädoyer für die Freiheit: für Freiheit im Leben, ebenso wie für die kreative Freiheit des Filmemachens. Er ist verspielt und anarchisch – dabei sorgfältig und präzise gestaltet." Le Besco habe "eine traumartige Welt, scheinbar ohne Regeln" geschaffen, dabei sei es ihr gelungen, "die Gefahr der Ausbeutung des sensiblen Themas zu umgehen, ebenso eine nostalgische Verklärung zu vermeiden". Der Film rage "in seiner Hingabe und seiner sehr persönlichen filmischen Umsetzung" heraus, er versuche nicht, zu erklären oder zu rechtfertigen, sondern gehe das Risiko ein, auf seine Bilder zu vertrauen. Der Film wird in einer Sondervorstellung am Sonntag (1. Mai, 20.30 Uhr) im City-Kino gezeigt.

"Mirror Mechanics"

Mit dem Experimentalfilmer Siegfried A. Fruhauf wird der artist in residence des vorjährigen Festivals ausgezeichnet. "Mirror Mechanics", der auch auf dem kommenden Festival von Cannes vertreten sein wird, berichtet, wie der Künstler selbst formuliert, "vom Kino und den Vorgängen darin". Der Film versuche "im Sinne eines Sehens des Sehens, das was wir im Kino tun und auch außerfilmisch relevant sein kann, in ein visuell reizvolles und fesselndes Ereignis zu überführen".

In der Begründung der Jury für den lokalen Wettbewerb (Sandra Meyerhofer, Michaela Schwentner und Wolfgang Widerhofer) heißt es: "Siegfried A. Fruhaufs 'Mirror Mechanics' entfaltet über die strukturelle Nachbearbeitung seines fotografisch analogen Ausgangsmaterials ein hypnotisches Spiel um Verdoppelung, Brechung und deren Verwerfungen auf der Leinwand. Der Film erzählt nicht nur theoretisch vom Kino als Projektionsfläche der Welt, sondern macht sinnlich erfahrbar, was es heißt, sich darin zu versenken." Der Crossing Europe Award 2005 Local Artists setzt sich aus 2.000 Euro vom Land Oberösterreich, Filmmaterial im Wert von 2.000 Euro von Kodak und einem Gutschein der Synchro Film- & Videobearbeitung zusammen.

Mit einer lobenden Erwähnung bedenkt die lokale Jury den Kurzfilm "SW-NÖ 2004" von Barbara Musil und Karo Szmit als "subversive und selbstironische Aneignung volkstümlicher Landschaftsmalerei", so die Jurybegründung. (APA)