Wir hatten den Trolleyfahrer im Flieger kennen gelernt. Irgendwie waren wir ins Gespräch gekommen. Und als wir ihn davor bewahrt hatten, vor der Ankunftshalle, in die Schwechater-Taxi-Falle zu tappen, saßen wir zusammen im Cat. Der Businessmann war irritiert. Über den Provinzialismus einer doppelten Taxigebühr wegen einer Landesgrenze zwischen dem City-Flughafen und der Stadt. Aber der Zug in die City gefiel ihm. Schnell, sauber und komfortabel, schwärmte er, sei mehr, als er aus anderen Städten gewohnt sei. Und daher mehr, als er zu erwarten gelernt habe.
Locationscout
Es sei, erzählte er uns, das erste Mal dass er nach Wien käme. Er sei ein bisserl auf einer Scout-Mission: Sein Unternehmen (ein globaler Konzern) suche nach einer Niederlassung. Mit Blick nach Südosteuropa. Eine Stadt mit guter Infrastruktur und Verkehrslage. Mit Sicherheit. Plus Lebensqualität. Das übliche halt. Sein erster Wien-Eindruck – der Trolleymann lehnte sich zurück, sah aus dem Zugsfenster und hatte die Taxis vergessen – sei bisher positiv. Und der erste Eindruck mache viel aus.
16 Minuten später waren wir in Wien. Der Geschäftsmann wollte kein Taxi zum Hotel. Er wolle die Stadt spüren, solange sie für ihn frisch sei, sagte er und begleitete uns zur U-Bahn: Die Cat-Empfangshalle entlockte ihm ein lächelndes „fein“ aber als sich die automatische Tür zum Bahnhof Wien Mitte öffnete, schlief ihm das Gesicht ein: Ob das unser Ernst sei, fragte er , als sich der Gang zur großen Kassenhalle offenbarte.
Ausgespien
Er erwarte sich, sagte der Scout aus dem Vorstand, von einem Bahnhof wahrlich nicht die Empfangshalle eines Fünfsternehotels. Aber aus einem eleganten Shuttle in einen dreckigen und zugigen Schlund ausgespien zu werden, sei schon sehr heftig. Und, betonte er, es gehe ihm da echt nicht um die paar Obdachlosen und Verlorenen an den Tresen der Imbissstände – sondern um das Ambiente und das Flair jenes Ortes, den ich da gerade „Klein Bukarest“ genannt hätte: Das, belehrte er uns, sei schließlich sein erster authentischer Wien-Einruck. Und er würde jetzt am liebsten wieder heim fahren.
Er könne sich, sagte der Trolleymann, überdies nicht vorstellen, dass Bukarest Gäste so empfange: Städte wie Bukarest, erklärte er als er kopfschüttelnd an nach altem Fett riechenden Würstelständen, aus Ecken in den Weg rinnenden Urinrinnsalen und versyphten Absturzkneipen vorbei ging, wollten schließlich nach oben. Den Stadtgewaltigen dort sei nicht egal, wie das Stadtbild auf Ankömmlinge wirke.
Wurschtigkeit