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Eine zweisprachige Ortstafel für Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk: Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Landeshauptmann Jörg Haider legen bei der Montage Hand an.

Foto: AP/Eggenberger
In Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk war Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ein lieber gesehener Gast als in Neuhaus. Gemeinsam mit Landeshauptmann Jörg Haider wohnte er der Aufstellung einer zweisprachigen Ortstafel bei. Die Feier verlief ohne Zwischenfälle.


Klagenfurt - Schwabegg war bis gestern eine so genannte 50er-Gemeinde. Eigentlich müsste dort seit 1977 eine zweisprachige Ortstafel stehen. Weil man das aber verhindern wollte, stellte man vor den Ortseingängen lediglich eine 50er-Geschwindigkeitstafel auf. Nun hat auch Schwabegg/Zvabek eine Ortstafel mit deutscher und slowenischer Aufschrift. Nur peinlicherweise hatte man den Hatschek auf dem Z vergessen. Provisorisch hatte der Gemeindetrupp dann den Hatschek selbst aus schwarzer Folie ausgeschnitten und drübergeklebt. Aber Kanzler Wolfgang Schüssel und Landeshauptmann Jörg Haider waren bei der Aufstellung ohnehin nicht dabei. Das hatten aufgebrachte Gemeindebürger verhindert, die sich nicht mit den zweisprachigen Ortstafeln abfinden wollen.

Und so waren Kanzler und Landeshauptmann lediglich nach Neuhaus gekommen, auf dessen Gemeindegebiet die Ortschaft Schwabegg/Zvabek liegt. Kurzer Empfang im Gemeindeamt. Dann geht's hinaus zum kurzen Ortsbummel. Der Kanzler wirkt gelöst, jovial und freut sich über ein Foto mit Kleinkind im Kinderwagen: "Siehst du, Jörg, das ist die Zukunft", meint er zum Landeshauptmann. Ob die Kleine jemals Slowenisch sprechen wird, lässt die Mutter unbeantwortet. Der Dorfwirt hat einen Imbiss für die Gäste vorbereitet, der Kanzler lächelt: "Was brauchen wir einen offiziellen Festakt, der inoffizielle mitten unter der Bevölkerung ist viel netter."

Doch unbemerkt vom Kanzler-Tross im Wirtshaus macht draußen eine kleine Gruppe vehementer Ortstafelgegner ihrem Ärger bereitwillig Luft. "Wir brauchen keine Tafeln. Wir sind Kärntner, keine Slowenen. Die Grenzen sind gezogen. Es steht jedem frei auszuwandern, der nicht bei uns leben will." Später stellt sich heraus, dass das Grüppchen Slowenisch mit deutscher Färbung spricht. "Wir sind Windische - und das ist ein deutscher Dialekt", bekommt ein verdutzter Reporter aus Slowenien zu hören. Irgendwie wirken sie alle wie herbestellt, während die große schweigende Mehrheit der 1200-Seelen-Gemeinde unsichtbar bleibt.

In der Dorfkirche erläutert Landeshauptmann Haider dem Bundeskanzler dann, wo die Probleme der Gemeinde Neuhaus liegen: Der Mehrheitsbevölkerung würden Messen in slowenischer Sprache "aufgezwungen. So etwas wollen die Leute nicht".

Beim großen Ortstafel-Festakt in Windisch-Bleiberg/Slovenji Plajberk schließlich ist die große Geste der Versöhnung zwischen "Mehrheits-und Minderheitsvolk" angesagt. Ein Kinderchor der zweisprachigen Josef Friedrich Perkonig Volksschule aus Ferlach heißen die hohen Gäste auf Deutsch und Slowenisch willkommen. Der Chef des Heimatdienstes Josef Feldner und der Obmann des Volksgruppenbeirates im Kanzleramt, Marjan Sturm, versichern einander ihren Respekt.

Zwei Wahrheiten

Freilich würde es auch weiterhin "unterschiedliche Wahrheiten" geben, doch die dürften in Zukunft nicht mehr Grundlage der Politik sein, warnte Sturm. Wolfgang Schüssel sprach von einem "historischen Erfolg", der die Heimatverbände und Slowenenvertreter sowie die politischen Parteien an einen Tisch gebracht hätte: "So weit waren wir noch nie." Niemand müsse sich mehr fürchten, in der EU-Verfassung sei die Grenze zu Slowenien "unverrückbar niedergeschrieben". Haider betonte, Kärnten sei "gesetzestreu", denn jetzt würden die restlichen 20 in der Topografieverordnung von 1977 auf- gelisteten Ortsbezeichnungen aufgestellt. Er forderte auch neuerlich eine Streitbeilegungserklärung seitens der Slowenenverbände. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn mit der Umsetzung des VfgH-Urteils hat man sich an diesem Tag nicht beschäftigt. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.05.2005)