Nicole Kidman als "Dolmetscherin" im gleichnamigen Thriller - eine Arbeit, die nicht wirklich gefährlich, aber durchaus aufregend sein kann. Auch dank neuer Übersetzungstechnologien

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Plötzlich ist "Die Dolmetscherin" Nicole Kidman mitten in einer brisanten Verschwörung. Thrills wie jene in Sydney Pollacks Film dürften kaum zur Job-Description besagter Berufsgruppe gehören. Eine ruhige Routineangelegenheit von verbalen Alleskönnern ist die Sache keineswegs: Bei kniffligen Fällen sind rasche, flexible Lösungen gefragt - manchmal erweist sich automatische Übersetzung als Ausweg.

Sofern jene maschinelle Hilfeleistung funktioniert. Profis wie Amateure kennen den Frust in der Begegnung mit jener Vielzahl von Produkten, die den Markt mit Heilsversprechen überschwemmen. Wer auf Überflieger wartet, sollte sich auf eine große Geduldsprobe einstellen. "Innovationen entstehen auf diesem Gebiet sehr langsam", sagt Ernst Buchberger, Assistenz-Professor am Institut für Medizinische Kybernetik und Artificial Intelligence der Medizinischen Uni Wien. "Die Qualität hat sich in den letzten Jahren gesteigert, was sich nur in Details bemerkbar macht." In den Labors müssen die Spezialisten bei ihrer Feinarbeit bestimmte Grenzen anerkennen: "Das Hauptproblem ist, dass Maschinen den menschlichen Geist nicht reproduzieren können", so Gregor Thurmair, Entwicklungschef von linguatec. Sein Credo: Man wird nie perfekt sein, aber jenen Punkt erreichen, wo Ergebnisse akzeptabel sind.

Der Anbieter für Sprachtechnologie probiert es mit Hybridtechnologie: Der Personal Translator 2006 setzt neben regelbasierter Übersetzung auf das speziell entwickelte Verfahren des neuronalen Transfers. Hier wird die Technik der menschlichen Assoziation verwertet: Das Verfahren simuliert Denkprozesse des Gehirns und macht sie nutzbar. Enthält ein Satz keinen Anhaltspunkt für die passende Bedeutung eines mehrdeutigen Wortes, so werden vorhergehende und nachfolgende Sätze einbezogen. Die Grundlage ist ein Textkorpus mit über 1,5 Milliarden Wörtern.

Sollte es trotzdem Enttäuschungen geben - die Fachkräfte bleiben am Ball. "Es wird stark in statistische Maschinenübersetzung investiert", weiß Thurmair. Hier werden Sätze durch riesige Textvolumen geschleust, um die am häufigsten verwendete Übersetzung zu finden. Der Vorteil liegt in der imposanten Schnelligkeit, zum Thema Effizienz herrscht zwischen den Experten hingegen Uneinigkeit. Nicht alles, was oft zum Einsatz kommt, passt von der Bedeutung her automatisch zu jeder Textvorlage. Hoffnungen werden weiters in Speech-to-Speech-Verfahren gesetzt. Ein Manager gibt seine Businesspläne auf Deutsch bekannt, der Kollege in Japan hört die Botschaft in seiner Sprache. "Im Vergleich zu schriftlichen Texte ist die Methode fehleranfälliger, da das Problem von Spracherkennung auftritt", meint Buchberger.

Bekanntheit erlangt hat das Verbmobil-Projekt, initiiert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das System erkennt die Sprache, übersetzt sie, erzeugt einen Satz und spricht ihn sofort aus. Via Minigerät könnten Teilnehmer globaler Meetings kommunizieren.

Im World Wide Web stehen meist kostenlose Dienste bereit, die oft skurrile Resultate liefern. Dennoch entwickelt sich das Internet zum Einsatzort für Forschung. Internationale Konzerne müssen flexibel sein, wenn sie ihre elektronische Präsenz den Landessprachen anpassen. Damit alle richtige Worte finden. (Christian Prenger/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 5. 2005)