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Radweg-Ende? Nur für die Kreuzung Rasumofskygasse, denn gleich rechts in der Marxergasse geht's weiter - ein Hinweisschild wäre dennoch hilfreich.

Foto: STANDARD/Christian Fischer
Seit Sommer 2004 führt ein neuer Radweg von der City quer durch den 3. Bezirk in das Naherholungsgebiet Prater. In Fachkreisen auch "Durchstich" genannt zählt die schnelle, sichere Strecke zu den Vorzeigeanlagen Wiens.

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Kein Stau, kein Parkplatzsuchen, kein Warten auf die Bim: Vor allem auf kürzeren Distanzen kommt man mit dem Rad am schnellsten voran. Immer mehr Menschen entdecken den Vorteil des Rads – nicht nur zum Vergnügen, sondern als stadttaugliches Verkehrsmittel für die tägliche Fahrt zur Uni oder zum Arbeitsplatz.

Der "flinke" Radler auf seinem täglichen Weg zur Arbeit stellt an seine Fahrtroute durchaus Ansprüche, die denen an Schnellstraßen gleichen: Ausreichende Breite, glatte Oberfläche und möglichst wenig Querverkehr sollen hohe Geschwindigkeiten gefahrlos ermöglichen. Schließlich will man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, also in der Früh möglichst lange schlafen und dennoch nicht zu spät im Büro auftauchen.

Ein Radweg, der diesen hohen Anforderungen für den Berufsverkehr gerecht wird, ist jener in der Marxergasse, der an einem Ende an den Ring-Radweg (1) und am anderen an den Donaukanal-Radweg (4) angebunden ist.

Beidseitig markiert

Egal, ob sich die Arbeitsstätte in der City, im Umfeld der Landstraße oder in Praternähe befindet, auf den beidseitig markierten, teilweise baulich ausgestalteten Radwegen geht gehörig die Post ab.

Natürlich muss man auf die fünf Ampelanlagen entlang der Strecke eingespielt sein, denn nur eine "grüne Welle" garantiert auch einen schnellen "Durchstich". Und wenn man dann noch den "Fiakerfaktor" umgeht – täglich ab acht Uhr früh traben die Gespanne vom Prater kommend Richtung Ringstraße –, dann schafft man die knapp einen Kilometer lange Strecke in weniger als sechs Minuten.

Strecke birgt auch manche Gefahr

Für den Gelegenheitsfahrer birgt die Strecke, die unter anderem an den ehemaligen Sofiensälen (3) vorbeiführt, aber auch so manche Gefahr. Schon die Einfahrt über die Rotundenbrücke sorgt für kurzfristige Verwirrung: Weder Schild noch Markierung lassen erkennen, wo denn jetzt der Radweg eigentlich anfängt. Hat man aber die beiden Kreuzungen in der Rasumofskygasse – mit Mühe – hinter sich gebracht, kann man sich auf eine eigene, wenn auch schmale Radspur verlassen. Auf der Gegenseite geht's noch bequemer zur Sache, da radelt man geradezu fürstlich auf einem baulichen Einrichtungsradweg.

Der neuralgische Punkt der Strecke befindet an der Kreuzung beim 87 Meter hohen Justizzentrum (2). Nicht nur, dass es hier streng bergauf geht, man hat auch mit der Bodenmarkierung seine liebe Not. Weisen die Pfeile für den Kfz-Verkehr optional nach links oder rechts, ist für den geradeaus zu fahrenden Pedalritter kein eigenes Leitsystem vorgesehen. Somit bleibt die Querung, vor allem im Frühverkehr, eine Nerven aufreibende Angelegenheit, die auch dem geübten Radler höchste Konzentration und Mut abverlangt.

Sicher und schnell

Alles in allem ist der Radweg entlang der Marxergasse – das haben viele Testfahrten in beide Richtungen bestätigt – eine sichere, zügig zu befahrene Radstrecke, sowohl für Berufspendler als auch Freizeitfahrer. Leider verhindern zwei gefährliche Kreuzungen bei der Einfahrt Rasumofskygasse und das Nadelöhr beim Justizzentrum das Prädikat "mustergültig." In Sachen Effizienz und Nutzen braucht diese Anlage jedoch keinen Vergleich zu scheuen. (DER STANDARD - Printausgabe, 20. Mai 2005)