Graz – "Gemessen an ihren Verbrechen waren Hitler und Stalin auf gleicher Augenhöhe, nur dass der eine den Krieg gewonnen hat. Das NS-Regime ist nicht an seinen Verbrechen, sondern an seiner Dummheit gescheitert", meint Wolfgang Dvorak-Stocker, Leiter des Grazer "Leopold Stocker Verlages" im STANDARD-Gespräch. Die steirischen Grünen erstatteten am Freitag Anzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz u. a. gegen Stocker. Dieser glaubt nicht, "dass die Grünen damit durchkommen".

Ausschlaggebend war für Abgeordnete Edith Zitz eine vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes attestierte "zunehmende Radikalisierung" der Zeitschrift Neue Ordnung, die Dvorak-Stocker publiziert. Zitz bezieht sich auf einen Artikel von Hans-Dietrich Sander, in dem es heißt: "Je mehr ich über das Dritte Reich nachdenke, umso klarer erscheint es mir als eine geniale Improvisation, die nach beispiellosen Erfolgen in sich zusammensackte, weil es auf die problematische Figur seines Führers fixiert war."

"Das ist ein an sich ästhe^tischer Artikel, in dem der Autor Dinge extrem zuspitzt", meint der Verleger, für den? die "beispiellosen Erfolge des Dritten Reichs" darin bestehen, "dass es die Mehrzahl der Deutschen hinter sich versammeln konnte".

Die Grünen fordern seit 2004, dass dem Verlag das steirische Landeswappen, welches er seit 1992 führen darf, aberkannt wird. Dvorak- Stocker, dessen Betrieb wegen land- und forstwirtschaftlicher Bücher zum Wappen kam, präsentierte nun "Ares", einen neuen Verlag, in dem künftig seine zeitgeschichtlichen Publikationen erscheinen sollen.

Mit der Wappendebatte habe das nichts zu tun, denn: "Wenn das weiter zu innenpolitischer Unruhe führt, überlege ich, das Wappen freiwillig zurückzulegen. Obwohl ich glaube, wir haben in einer demokratischen Diskussionskultur Platz." (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.5.2005)