In mancher Hinsicht ähnelt die Ausbreitung von E-Mail am Handy der flächendeckenden Verbreitung von E-Mail am PC vor einer Dekade. Eine kleine Gruppe "Early Adopters" tippt bereits heftig auf ihren Blackberrys (Spitzname: "Crackberry" aufgrund des suchtartigen Verhaltens) und Communicators, während der große Rest abwartet, ob man sich Mail fernab vom Schreibtisch überhaupt "antun soll".

Die Hürde ist doppelt: sozial (ständige Erreichbarkeit) und technisch. Die soziale muss jeder für sich entscheiden; meine persönliche Prognose: Im beruflichen Bereich wird mobile E-Mail Standard.

Die meisten Handys jüngerer Bauart sind zwar für E-Mail in irgendeiner Form verwendbar, für den wirklich "ernsthaften" Gebrauch (ständige Verwendung, die kein Ärgernis ist) bieten sich einige Geräte besonders an.

Wesentliches Kriterium ist eine "richtige" Tastatur anstatt der reinen Handytasten. "Richtig" heißt bei mobiler E-Mail ein alphanumerisches ("Qwertz") Keyboard, das mit Daumen oder einer Kombination aus Daumen und Zeigefingern so benutzbar ist, dass man damit auch noch einige Sätze schreiben kann. Die größten Tasten bieten die

Nokia Communicator : das 9500 und sein kleinerer Bruder 9300, gefolgt von Geräten mit Dreh- oder Klapptastaturen (Siemens SX1, Nokia 6800-Serie ). Letztere machen sich zwar in der Tasche schlank, aber das vom Bildschirm in der Mitte geteilte Keyboard ist gewöhnungsbedürftig.

Die andere Klasse von Tastaturen ist das "Daumenklavier", prominentester Vertreter Blackberry , aber auch auf einer Reihe von Smartphones wie dem Treo 650 . Mit Übung sind diese Tasten überraschend brauchbar; bei manchen Geräten sind die Tasten für guten Gebrauch zu klein geraten (Sony Ericsson 910i).

Auch wenn Hersteller damit werben, dass Handys immer alles können (also telefonieren, E-Mail und 1001 weitere Funktionen), ist die Benutzung zweier Geräte - eines für E-Mail, eines zum Telefonieren - überlegenswert.

Nicht nur die äußere Artenvielfalt, über die letztlich nur Ausprobieren entscheiden kann, auch die unterschiedlichen Mailsysteme sind verwirrend. Als Königsweg gilt Blackberry, das es sowohl als Gerät als auch als Blackberry-Mail auf den Geräten anderer Hersteller (z. B. Siemens SX1) gibt. Der Vorteil: Alle Einstellungen passieren durch den Handybetreiber, über eine Website kann man Mailkonten, die man mobil benutzen möchte, hinzufügen. Die Mail wird wie SMS "gepusht", also automatisch auf das Gerät geschickt. Dafür ist man mit dem Betreiber "verheiratet", der die Blackberry-Mail betreibt.

Die Alternative ist Mail, die ähnlich wie Mail am PC regelmäßig abgefragt wird, Zeitintervall nach Benutzerdefinition - solche Mailsysteme verwendet u. a. der Communicator oder der Treo 650 von PalmOne. Nur eine "Notlösung" sind dagegen Mailfunktionen auf Handys, bei denen die Anfrage jeweils händisch ausgelöst werden muss.

Was solche Mailsysteme mühsamer als den Blackberry macht, sind die dafür nötigen Einstellungen; wer mit Mail-Settings nicht vertraut, ist tut gut daran, die Einstellungen im Shop vornehmen zu lassen, auch wenn die Betreiber-Websites Anleitungen geben. ( Helmut Spudich , Der Standard, Printausgabe 21./22.5.2005)