"Yarim hayatlar / Halbes Leben": 6. 6., 18 h im Filmcasino

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Ebru wird bei der Vorführung - zusammen mit Claudia Laszczak und Kay Wishöth - anwesend sein

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Engin

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Demet

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Claudia Laszczaks und Kay Wishöths als Welt-Premiere gezeigte Dokumentation gibt einen eigenartigen Schwebezustand wieder, in dem sich ihre fünf Hauptpersonen befinden: jenseits von Akzeptanz, lediglich durch eine Art von nichts-wissen-wollender Duldung in einer Rest-Absicherung lebend. Unbedingte Voraussetzung dafür jedoch: unsichtbar bleiben.

Was in "Halbes Leben" als generelle Situation von Schwulen, Lesben und Transgender-Personen in der Türkei beschrieben wird, veranschaulichen fünf Einzelschicksale ... und die skurrilen Ausformungen, die solches Halbleben annehmen kann: So ließ der 21-jährige Engin, der noch bei seinen Eltern lebt, schon seinen Freund bei sich zuhause übernachten - für die Familie ist der jedoch ein "Kumpel". Die 22-jährige Ebru musste sogar ihr Coming Out "rückgängig machen", weil ihre Mutter es nervlich nicht verkraftete. Und der 37-jährige verheiratete Ömer sucht laufend nach kurzfristigen Männerbekanntschaften. Seine Frau weiß von nichts.

Offen leben nur die 43-jährige Transsexuelle Demet, die sich trotz Polizeigewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz niemals einschüchtern ließ und zur Pionierarbeit leistenden Bürgerrechtskämpferin wurde, und der 23-jährige Serdar. Er hat das Glück, aus einer sogar für Istanbuler Verhältnisse liberalen Familie zu stammen, ist sich seiner vergleichsweise privilegierten Situation aber bewusst und arbeitet an der Verbesserung der Verhältnisse inzwischen ebenfalls mit.

Allen Widrigkeiten zum Trotz zeichnet "Halbes Leben" kein Bild der Hoffnungslosigkeit: Neben den mehrfach geäußerten diffusen Erwartungen an "Europa" ist es vor allem Demet, die Mut macht. Sie hat noch andere Zeiten mitgemacht und weiß: immerhin ist es heute schon ein bisschen besser als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Daher: weiter arbeiten. (Josefson)