München - Das Buch "Ich klage an - Ein Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen" der Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali ist ein Novum in der deutschen Verlagsgeschichte: Es erscheint mit wenigen Tagen Abstand auf Deutsch und auf Türkisch - in Deutschland. Die Autorin wendet sich darin vor allem gegen die frauenfeindlichen Dogmen des Islam.

"Die übergroße Mehrheit der in Deutschland lebenden muslimischen Frauen hat Türkisch als Muttersprache. Viele von ihnen werden von den deutschsprachigen Medien nicht erreicht. Deshalb hat sich der Piper Verlag entschlossen, das Buch auch in einer türkischen Ausgabe anzubieten", teilte das Münchner Haus mit.

Die in Somalia geborene Hirsi Ali, die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" als "weiblichen Salman Rushdie" bezeichnete, ist Abgeordnete im niederländischen Parlament. Ihr provokanter Film "Submission" über misshandelte muslimische Frauen führte im November 2004 zum Anschlag auf dessen Regisseur Theo van Gogh. Auch gegen Hirsi Ali gibt es Morddrohungen.

Dennoch will sie weiter für ihre Ziele kämpfen: "Der radikale Islam ist eine zu große Gefahr für die Gesellschaft", sagte sie dem "Spiegel". Es gehe nicht um Verirrungen oder Abweichungen, erläuterte sie auch in der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". "Ich bestreite die These, wonach die Unterdrückung der Frauen im Islam auf einer falschen oder traditionellen Interpretation des Koran beruht." Dies sei der Traum der Multikulturalisten.

Sie fordert, ZuwanderInnen, vor allem Kinder und Frauen, in die westeuropäische Gesellschaft zu integrieren. Unter anderem sollten Religionsschulen verboten und ImmigrantInnen-Gettos aufgebrochen werden. "Da ist die Gesellschaft gefragt: Künstler, Kirchen, Kindergärten, alle sollen in die Gettos drängen. Es ist doch grotesk: Wir haben eine Unmenge Nichtregierungsorganisationen, die fahren den weiten Weg nach Afrika und beschwatzen dort die Leute, Kondome zu benutzen. An die Probleme zu Hause trauen sie sich nicht", kritisierte sie im "Spiegel".

Für muslimische Frauen, die wie Hirsi Ali selbst von Hause weglaufen wollen, hat sie in ihrem Buch deswegen auch zehn Tipps aufgelistet. Darunter sind praktische Hinweise, etwa, wie sich die Frauen ein Einkommen sichern und eine anonyme Bleibe zu organisieren könnten, aber auch Zuspruch, auf dem eingeschlagenen Weg zu bleiben: "Ein Auszug für Dich hat schwerwiegende Konsequenzen. (...) Du wirst manchmal durchhängen, Dich einsam fühlen." Aber: "Sei allem Neuen gegenüber aufgeschlossen. Es lohnt sich." (APA/dpa)