Grafik: DER STANDARD

Die neue Station beim Happel-Stadion: Derzeit sind hier nur Baufahrzeuge und einspurige Gefährte unterwegs

Foto: Robert Newald
Wien - Wenn künftig die Massen strömen, werden sie ab 2008 kanalisiert wie noch nie in der Stadt: Die neue U2-Station neben dem Ernst-Happel-Stadion im Prater ist im Rohbau fertig. Nach ihrer Vollendung wird sie komplett auf die Bewältigung von Massenanstürmen ausgelegt sein.

"Das Problem ist weniger die Ankunft, sondern viel mehr das Einsteigen nach einem Großereignis", erläutert Wiener-Linien-Geschäftsführer Michael Lichtenegger im STANDARD-Gespräch. Und wenn nach einem Match 20.000 bis 30.000 Menschen oder noch mehr binnen einer Stunde mit der U-Bahn abfahren wollen, ist das eine logistische Herausforderung. Das Happel-Stadion hat ein Fassungsvermögen von 50.000 Menschen, bei Konzerten sind es noch mehr. Und im Schnitt ist jeder zweite Besucher mit der U-Bahn unterwegs.

Drei Geleise und zwei Mittelbahnsteige

Bei der neuen Stadion-Station wird es drei Geleise und zwei Mittelbahnsteige geben - sodass während der Kapazitätsspitze je zwei U-Bahn-Züge gleichzeitig "befüllt" werden können. Doch die Massen werden schon vorher kanalisiert - mit einem System, das von den Wiener Linien gemeinsam mit dem Österreichischen Institut für Schul- und Sportstättenbau entwickelt wurde.

Zum einen ist die Station ein Stück vom Stadion weggerückt, "das ist internationaler Standard", erläutert Lichtenegger, "auf diesem Weg lockert sich die Menschenmenge schon ein wenig auf".

Die weitere Massenabfertigung soll dann ähnlich funktionieren, wie das Anstehen der Skifahrer vor der Gondel. "Die Fahrgäste kommen über ein Mäanderleitsystem zu einer Sperre. Die schließt automatisch, wenn 800 Personen durchgegangen sind, das ist die maximale Kapazität eines U-Bahn-Zuges." Erst wenn der Zug abgefertig ist, kommt der nächste Schub dran.

Dazu kommen am Perron noch Aussichtsplätze für Sicherheitskräfte - falls es zu brenzligen Situationen kommen sollte, könnte ein Bahnsteig auch wieder geleert und die Menschen nach draußen geleitet werden.

Fertig werden muss die U2-Verlängerung vom Schottentor bis zum Happel-Stadion jedenfalls zum Mai 2008 - um bei der Fußball-Europameisterschaft schon voll im Einsatz zu sein. Bisher sei man jedenfalls voll im knapp bemessenen Zeitplan, so Lichtenegger.

Symbolische Fuge
Dienstagvormittag wurde der Rohbau der Leopoldstädter Trasse in Hochlage bis zum Stadion fertig gestellt - symbolisch von Bürgermeister Michael Häupl, der den Schlauch zum Ausbetonieren einer Fuge fotogerecht anhob. Mit den Gleisbauarbeiten wurde bereits begonnen.

Was die Tiefbauarbeiten betrifft, wird im Abschnitt Praterstern-Messe noch gegraben. Im Abschnitt Praterstern-Taborstraße sind die Tunnel, die von beiden Enden begonnen wurden, bereits zusammengewachsen. Auch das kniffligste Stück - die Unterquerung des Donaukanals - grabungsmäßig schon fertig; beide Röhren sind gebuddelt. Was jetzt noch fehlt, ist die Vollendung des neuen Tunnels zum Schottenring hin.

Nach Fertigstellung soll die 7,5 Kilometer lange Strecke zwischen Karlsplatz und Stadion in 14 Minuten zurückgelegt werden. Der Eröffnungstermin steht fest: 10. Mai 2008 - einen Monat vor Anpfiff der EM-Spiele. (Roman David-Freihsl; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.06.2005)