Boston - Die Wahrscheinlichkeit, dass kanadische Frauen Hüft- oder Knieprothesen bekommen, ist drei Mal geringer als bei Männern. Die Disparität könnte in anderen Staaten, inklusive den USA, noch größer sein. Eine dementsprechende Studie wurde im Neuengland-Journal der Medizin publiziert.Warum? Die Gründe werden noch untersucht. Die Grundlage der Studie, die von Dr. Gillian Hawker, Universität Toronto, geleitet wird, waren über 28.000 ausgewertete Fragebögen von über 55-Jährigen. Herangezogen wurden jene Personen, die an Hüft- oder Knieproblemen litten. Zu 76 Prozent brauchten Frauen eher eine Hüft- oder Knieoperation als Männer. Die Wahrscheinlichkeit, dass die diese auch bekamen, war jedoch zu 22 Prozent geringer als bei Männern. Weitere Untersuchungen Zwei weitere Studien - Interviews mit PatientInnen obiger Studie sowie Tiefeninterviews mit ÄrztInnen - sollen nun klären, warum Frauen weniger Ersatzgelenke als Männer erhalten. Soweit kam jedoch keine klare Erklärung zutage. Da Vorergebnisse gezeigt haben, dass Frauen und Männer vergleichbare Wartezeiten für die Operationen haben und der Grad der Erkrankung gleich zu sein scheint, "glauben wir, dass die Barriere auf dem Level der Interaktion zwischen dem/der PrimärärztIn und der Frau ist", sagte Hawker. Sozioökonomische Faktoren Es sei möglich, dass Frauen die Operation weniger verlangen. Vielleicht liegt der Grund aber auch darin, dass Frauen eher allein leben (40 Prozent der Frauen zu 10 Prozent der Männer). "Sie haben Angst davor, wer sich um sie kümmern wird oder wie sie nach der Operation zurecht kommen", so die Forscherin. Um zusätzliche Informationen zu erhalten, wird das Forschungs-Team auch Versuchspersonen ohne wirklich Erkrankung zu PrimärärztInnen senden, "um zu sehen, was passiert". Die Disparität zwischen den Geschlechtern könnte in den USA und anderen Ländern noch größer sein. Manche Menschen lassen sich dort aufgrund fehlender Versicherungen nicht behandeln. Die Barrieren zur Behandlung sind "aufgrund sozioökonomischer Faktoren für Frauen größer als für Männer". (Reuters/dy)