Wien - Die österreichischen Stromkunden profitierten in den vergangenen vier Jahren von der Liberalisierung des Energiemarktes. Allein die Senkung der Netztarife oder "Strommauten" brachte in den bisherigen drei Runden 450 Mio. Euro pro Jahr. Weitere Reduktionen sollen folgen.

Die Einsparungen aus der Senkung der Netztarife um 450 Mio. Euro sei "nicht von Pappe", sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) zur APA. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeute dies eine Einsparung von 70 Euro netto. Das entspreche den zu Beginn der Liberalisierung im Jahr 2001 angekündigten 1.000 Schilling allein aus der Netztarifsenkung.

Ziel sei eine weitere Reduktion der Strommauten auf das durchschnittliche europäische Niveau. Die Verhandlungen über ein längerfristiges mehrjähriges Modell seien auf gutem Weg, so der Minister. Wichtig sei dabei der Konsens.

Eine Milliarde Euro Einsparung

Insgesamt zahlen die Stromkunden laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) um 1 Mrd. Euro weniger als sie ohne Liberalisierung des Strommarktes zahlten müssten. Zum Thema, dass die Liberalisierungseffekte durch höhere Abgaben "aufgefressen" worden seien, sagte der Minister, dass die Energieabgabe auch ohne Liberalisierung erhöht worden wäre.

Ein österreichischer Durchschnittshaushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 3.500 kWh zahle dennoch um 100 Euro weniger als ein deutscher, ein heimischer Industriebetrieb mit 70 GWh Jahresverbrauch um 1 Mio. Euro weniger als ein deutscher und ein Gewerbebetrieb mit einem Verbrauch von 160 MWh um 3.000 Euro weniger.

Die Senkung der Strom-Netztarife durch die Verordnungen der Energie Control Kommission (ECK) hat für einen Durchschnittshaushalt seit der völligen Öffnung des Strommarktes per 1. Oktober 2001 bisher eine Reduktion bei den Strommauten im Österreich-Schnitt von 25,5 Prozent auf 5,38 Cent/kWh gebracht, geht aus Berechnungen der Regulierungsbehörde E-Control GmbH hervor. Die Bandbreite zwischen den einzelnen Landesenergieversorgern reicht dabei von 37,9 Prozent im Burgenland bis zu 11,12 Prozent in Vorarlberg.

Stärkerer Effekt für private Haushalte

Ein Industriebetrieb erspart sich durch die bisherigen Senkungen im Vergleich zu 2001 rund 20 Prozent, wobei der Netzpreis bei einem Industriekunden einen deutlich niedrigeren Anteil an der gesamten Stromrechnung ausmacht als beim Haushalt. Die Netztarifsenkung habe daher für Haushalte einen stärkeren Effekt, so die E-Control.

Ein Gewerbebetrieb, der vor der Liberalisierung besonders hohe Energiepreise zahlen musste und durch den Wettbewerb vor allem zu Beginn der Liberalisierung Einsparungen erzielen konnte, hat durch die Netztarifsenkungen zusätzlich im Ausmaß von durchschnittlich fast 30 Prozent profitiert. (APA)