Wien (APA) - Die Stadt Wien setzt auf flexible Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen: barrierefreie Neubauten und Adaptionen in bestehenden Wohnanlagen sollen den älteren Mietern das Leben in den eigenen vier Wänden erleichtern. Ziel sei es, Wohnformen zu schaffen, in denen die Menschen möglichst lange daheim leben könnten, so Gesundheits- und Sozialstadträtin Renate Brauner (S) am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Die Lebenserwartung sei in den vergangen Jahren gestiegen, erklärte Brauner. 32,1 Prozent der Wiener werden im Jahr 2030 über 60 Jahre alt sein. Im Jahr 1991 seien dies noch 20,1 Prozent gewesen, so die Stadträtin. Besonders in den Bezirken Favoriten, Simmering, oder Liesing, in denen heute überdurchschnittlich viele Jungfamilien lebten, werde es in 30 Jahren viele ältere Menschen geben.

Die Menschen könnten aber auch länger gesund und selbst bestimmt leben als noch vor 30 Jahren. Dementsprechend wolle man rechtzeitig Maßnahmen im Bereich Wohnbau treffen, erklärte Brauner.

Wohnungen für ältere Bewohner adaptieren

Problematisch sei, dass derzeit die Wohnungen für ältere Bewohner nicht optimal ausgestattet seien. Durch Adaptionen - Lifteinbauten, barrierefreie Zugängen und Wohnungsverbesserungen - will die Stadt Wien ausreichende Kapazität an altersgerechten Miet- und Eigentumswohnungen schaffen, betonte Brauner. Auch durch ambulante Serviceleistungen wie Essen auf Rädern soll den älteren Mietern ein Verbleib in der eigenen Wohnung ermöglicht werden.

Rund 3.000 Wohnungen werden in Wien jährlich den Bedürfnissen älterer Menschen entsprechend umgebaut, unterstrich der zuständige Stadtrat Werner Faymann (S). Auch ein Gutteil der 5.500 Neubau-Wohnungen die im Jahr mit Förderungen der Stadt errichtet werden, soll speziell an die Bedürfnisse von Senioren angepasst werden, meinte Faymann.

Demographische Entwicklung seit Jahren bekannt

Für die Wiener ÖVP sind die heute von der SPÖ vorgestellten Pläne für altersgerechte Wohnbauanlagen "eine sehr gute, aber verspätete Idee". Die demographische Entwicklung sei seit Jahren bekannt, so VP-Sozialsprecherin Ingrid Korosec. Kritik kam auch von der geschäftsführenden Wiener BZÖ-Klubobfrau Heidrun Schmalenberg.

Parkpickerl für Hauskrankenpfleger

Es müssten nicht immer große Projekte sein, um die Situation von älteren Menschen zu verbessern, meinte Korosec. Ein kleines aber dennoch wirkungsvolles Projekt wäre beispielsweise die Einführung eines Parkpickerls für Hauskrankenpfleger. Trist sei außerdem die Situation im Pflegeheim Lainz, wo bauliche Zustände teils an den Beginn des 19. Jahrhunderts erinnern würden.

Schmalenberg bezeichnete die Pläne der Stadtregierung als "Augenauswischerei". Es sei eine Selbstverständlichkeit, dass neue Wohnungen barrierefrei errichtet werden. Fehlen würde es allerdings weiterhin an Pflegepersonal, auch der Ausbau sozialer Dienste ginge nur schleppend voran. (APA)