Wien - Tief unter der Erde wird die Wiener Albertina künftig unter modernsten und konservatorisch optimalen Bedingungen ihre Sammlung lagern. Der neu errichtete Tiefspeicher wird bis zum Herbst mit rund 1.5 Millionen Kunstwerken befüllt. Danach wird das Depot nur mehr zu Wartungsarbeiten betreten werden - alles andere läuft vollautomatisch, wie die Hausherren, Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder und sein Vizedirektor Alfred Weidinger bei einem Pressegespräch stolz erklärten.

Das Ergebnis ist beeindruckend. 5.000 Kubikmetern umfasst der Speicher, den die Albertina derzeit "nicht annähernd füllen" wird. Daher kann sich Schröder - selber dankbar für die provisorische, rund 15 Jahre dauernde Unterbringung der Albertina-Werke in der Nationalbibliothek - gut vorstellen, Staukapazität für das Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien zur Verfügung zu stellen.

Wo Dürers Hase liegt "Man weiß nicht, wo der Dürer-Hase liegt", erklärte Schröder das System. Aber der Fördervorgang, bei dem der Karton mit dem angeforderten Werk aus einem der 10.000 Stellplätze geholt wird, soll höchstens eine Minute dauern. Ohne Erschütterungen können die in chaotischer Lagerung Platz sparend sortierten Kunstwerke in die Studiensäle gebracht werden. Optimale klimatische Bedingungen

Optimale klimatische Bedingungen erwartet die Kunstwerke unter der Erde: 50 Prozent Luftfeuchtigkeit, eine Temperatur 19 Grad Celsius und Überdruck, um Staubentwicklung zu unterbinden. Im "so gut wie ausgeschlossenen Fall eines Brandes", so Weidinger, soll eine Inergen-Löschgasanlage innerhalb von Minuten den Sauerstoff aus den Räumen entziehen und den Brand stoppen.

Digitalisierte Museumsdatenbank Voraussetzung für das vollautomatisierte System, das die österreichische Firma ECOLOG realisiert hat, ist die digitalisierte Museumsdatenbank, die die Albertina als eines der ersten Museen überhaupt seit 1998 angelegt hat. Forscher können die über 350.000 bisher dort verzeichneten und eingescannten Werke am Computer studieren. Möglich wäre auch, die Datenbank ins Internet zu stellen und damit weltweit zugänglich zu machen. Per Computerklick zum Dürer-Hasen - das wird es allerdings nicht geben. (APA)