Bild nicht mehr verfügbar.

Hans Schabus

FOTO: APA/ DIETMAR STIPLOVSEK
Als junger Künstler den Weg durch die Instanzen und schließlich in den großen Kulturbetrieb zu schaffen – Hans Schabus hat sich dafür ein denkbar beredtes Bild erfunden und erarbeitet. Irgendwann begann er in seinem Atelier in Wien einen Schacht zu graben, wie ein Bergmann, möglichst, um direkt in ein großes Museum vorzudringen, wortwörtlich mit seiner Arbeit – und sehr bald ergab sich folgendes Problem: Die Schuttmassen füllten zur Gänze das Atelier. Letztlich hatte er also keinen Raum mehr für jene Produktion, mit der er doch eigentlich die Museen und Kunsthallen dieser Welt zu füllen gedachte!

Vielleicht ist aber doch gerade der Weg bzw. der Raumverlust das Ziel – mag sich Schabus, 1970 als Sohn einer Bauernfamilie in Watschig, Kärnten, geboren, gedacht haben, als er 2003 diesen "Schacht zu Babel" realisierte. Und zuerst recherchierte: Was heißt das im Bereich der Kulturindustrie – Verbindungen anbahnen, Netzwerke knüpfen, auf bestehende Topografien zurückgreifen?

Seine Onkeln und Tanten etwa schockierte der gelernte Holzverarbeiter schon sehr früh mit folgendem Projekt: Aus dem Haus seiner/ihrer Kindheit entfernte er eine alte Holztreppe und legte sie in der Galerie seiner damaligen Lebensgefährtin Kerstin Engholm einfach flach. Für viele Onkeln und Tanten war das einfach eine Treppe, die so nicht verwendbar ist. Für viele Kunstkritiker hingegen war es ein seltsames Bild für Aufstiegsmöglichkeiten, die man nur kippen muss, um seltsame Schneckenexistenzen darzustellen. Immer wieder bewegt sich Schabus in Richtung (Hof-)Narr, aber auf närrische Weise versteht er es doch, sich in Richtung Wahrheit zu verirren. Systematisch.

Er mauerte die Secession in Wien zu, um zu beweisen, dass man sich ihr nur per Untergrundsystem nähern kann – im Segelboot übrigens, quer durch die Kanäle des "Dritten Manns", worüber er gemeinsam mit seinem Bruder Robert ein Videodokument produzierte (der andere Bruder, Stefan, betreibt den elterlichen Hof). Er ließ sich für das Kunsthaus Bregenz zu einer Tunnelvariation zum Thema "Das Rendezvous-Problem" inspirieren. Und jetzt kommt er dort groß raus, wo alle hoch hinaus wollen. Bei der Kunstbiennale in Venedig.

Also baut er einen Berg, "weil wir Österreicher Bergspezialisten sind". Im Berg lauern der alte Österreich-Pavillon und die Tradition. Nichts davon wird Hans Schabus am Ende "verkaufen" können – außer irren Planzeichnungen. Dass sein Marktwert derzeit dennoch im Steigflug ist – keiner will das bezweifeln. Vergleichbar mit Christoph Schlingensief verkörpert Schabus eine heitere Ernsthaftigkeit, deren Potenzial auch in den nächsten Jahren nicht nur seine Onkel und Tanten überraschen dürfte. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.6.2005)