An eine künftige Koalitionsbeteiligung der SPÖ glaubt er aber nicht, sagte er zu Markus Rohrhofer.

STANDARD: Sie haben jüngst einen moderateren Politstil angekündigt. Hat sich das Kämpferische, abgesehen von den Landtagswahlen, nicht gelohnt?

Haider: Doch, aber die Reaktionen der Mitbewerber waren nicht ermutigend. Schwarz-Grün hat mein Angebot zu einem verbindlichen Stil ausgeschlagen und mit Kasernen-Zusperren und Erhöhung des Krankengeldes geantwortet.

STANDARD: Ist die SPÖ auf vorgezogene Wahlen im Herbst vorbereitet?

Haider: Wahlen im Herbst wären für die SPÖ überhaupt kein Problem. Wir sind stets kampagnenbereit.

STANDARD: Ihre Wahlprognose?

Haider: Ich rechne mit Schwarz-Grün auf Bundesebene.

STANDARD: Die SPÖ also doch nicht so "startklar"?

Haider: Schüssel wird mit allen Mitteln an der Macht festhalten. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir nur dann sicher den Kanzler stellen, wenn wir die Absolute erreichen.

STANDARD: Die SPÖ setzt zurzeit auf eine Anti-EU-Linie. Mit welchem Ziel?

Haider: Man darf in die negativen Abstimmungsergebnisse jetzt nicht zu viel hineininterpretieren. Das war kein Nein gegen die EU, sondern ein Aufschrei für mehr soziale Gerechtigkeit. Wir brauchen eine Europa-Politik, die nicht nur von reinen Globalisierungsgedanken geprägt ist. Da sind die Regierungschefs jetzt gefordert.

STANDARD: Was hat die EU so tief in die Krise gestürzt?

Haider: Es wird einerseits zu wenig Politik für Arbeitsplätze und Ausbildung gemacht, andererseits war es fatal, dass sich die EU-Kommissare auf keinerlei Weise engagiert und den Verfassungs-Ball den Nationalstaaten zugespielt haben. Da war doch keiner jemals in Holland oder Frankreich, um sich einer Debatte zu stellen. So ist die Kommission mit Sicherheit auf dem falschen Weg.

STANDARD: Ist ein Rücktritt von Kommissionspräsident Barroso jetzt zwingend?

Haider: Nein, ganz im Gegenteil. Ein Rücktritt der Kommission wäre ein weiterer Vertrauensbruch.

STANDARD: In Deutschland hängen derzeit düstere Wolken über der Sozialdemokratie. Wie beurteilen Sie die Situation im Nachbarland?

Haider: Das ist eine einzigartige Situation, die von anderen Staaten gar nicht richtig gewürdigt wird. Die Kosten für die Wiedervereinigung waren so hoch, kein anderes Land hätte dies verkraftet. Das parteiinterne Problem der SPD liegt klar in der steigenden Arbeitslosigkeit. Das ist für eine sozialdemokratische Partei immer schwer zu verkraften, wenn die Hauptbotschaft "Kampf gegen die Arbeitslosigkeit" nicht mehr umgesetzt werden kann.

STANDARD: Wird Kanzler Schröder vorzeitig abtreten?

Haider: Ein Wechsel des Spitzenkandidaten wäre eine Abtrittserklärung der SPD und vor allem ein katastrophales Signal an den Wähler.

STANDARD: Glauben Sie, die österreichischen Wähler würden derzeit auf Rot-Grün setzen?

Haider: Wieso nicht?! Das ist doch alles nur reine ÖVP-Propaganda. In Oberösterreich hat auch Pühringer vor einer Koalition mit den Grünen gewarnt. Wie ernst zu nehmen das ist, sieht man heute. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2005)