Die Ausstellung, in der Architekturfotografien, Zeichnungen, Dokumente und Publikationen (viele davon aus Privatbesitz und bisher unveröffentlicht) sowie Möbel, Skulpturen und Gemälde präsentiert werden, vermittelt die Aufbruchstimmung der zwanziger Jahre, in der Frauen sich nicht nur selbstbewusst um die Gestaltung ihrer eigenen Umgebung annahmen, sondern auch in Männerdomänen einbrachen.
Wohnen im Vordergrund
Das Thema Wohnhaus und sozialer Wohnbau war nicht nur für die junge Architektinnengeneration der 1920er Jahre, die erstmals ihre Kenntnisse an Universitäten erwerben durfte, die Bauaufgabe Nummer Eins, aber auch Synagogen, Kindergärten, Kurhotels, Kaufhäuser, Postämter, Sparkassen, Tankstellen, Geschäfte und Kaffeehäuser wurden von den Frauen gebaut und gestaltet.
Die Modernisierung des Haushalts, die Erleichterung des Alltags stand im Zentrum vieler Überlegungen. Wenig verwunderlich, dass die "Frankfurter Küche" der Wienerin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) auch einen zentralen Bezugspunkt der Schau bildet: Die legendäre erste Einbauküche war Teil der "Wohnung der berufstätigen Frau", die mit kleinstem Raum auskommen musste. Ein begehbares Original aus einer Privatsammlung ist mit Küchenutensilien von einst bestückt und gibt einen anschaulichen Eindruck von der damaligen Zeit und ihren sozialen wie gestalterischen Problemen.
"Frauen hatten einen wichtigen Anteil"
Auch die bekannte Bauhaus-Architektin Friedl Dicker (1898-1944) war gebürtige Wienerin. Sie betrieb mit Franz Singer ein Atelier, das für luxuriöse Häuser, Geschäfte, Inneneinrichtungen und Stoffe Entwürfe fertigte. 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, 1944 in Auschwitz ermordet. Ella Briggs-Baumfeld (1880-1977) wurde ebenso in Österreich ausgebildet wie Carmela Haerdtl-Prati (1901-1989), Rosa Weiser (1897-1982) oder Anna-Lülja Praun (1906-2004).