Unter der Rubrik "Zwillinge" war am Dienstag in einer heimischen Tageszeitung folgender Eintrag zu lesen: "Ihren hohen Energiepegel verwenden Sie am besten für Dinge, für die bisher keine Zeit war."

Karl Moik, am 19. Juni 1938 in Linz geboren und stets bekennender Zwilling ("die verrücktesten Menschen, die es gibt") – er wird diesen Rat vermutlich gerne befolgen. Selbst wenn nach der diesjährigen Silvesterfolge des Musikantenstadl ein vorläufiger Schlussstrich gezogen wird unter eine im deutschen Sprachraum beispiellose TV-Moderatorenkarriere, ist kaum zu erwarten, dass sich der Energiepegel Moiks entscheidend absenkt.

Ich habe mir nichts geschenkt betitelte er schon 1987 seine Autobiografie, und auch in Interviews erzählt Moik immer gern: "Wenn ich was beginne, dann schmeiß ich mich so richtig rein."

"Leider habe ich mir den Titel nie schützen lassen"

Im Fall des Musikantenstadl hieß das zuletzt: nach einem Herzinfarkt im Februar 2004 bereits im April wieder vor die Kamera zu treten. Es bedeutete über 24 Jahre hinweg: ein selbst erfundenes Sendeformat ("Leider habe ich mir den Titel nie schützen lassen") zuerst als Plattform der boomenden Volksmusikhitparaden zu etablieren und sie dann gegen anwachsende Konkurrenz (derzeit gibt es gut 30 einschlägige Shows) zu verteidigen. Zunehmend spektakulär (zu "Stadln" in Disneyland, in der Karibik, in China reisten bis zu 3000 Fans mit) und in vorsichtiger Erweiterung des musikalischen Angebots – in einem Ambiente, das, so der Kritiker Georg Seesslen, "aussieht, als wolle man zugleich eine Bauernstube und einen Exerzierplatz imitieren".

Steife Brise

Es scheint, als habe die steife Brise, die Karl Moik in Form solcher Rezensionen nicht selten entgegenwehte, ihn eher beflügelt. Schon als Vertreter für Öfen, Kopiergeräte und Fernsehantennen dürfte der gelernte Werkzeugmacher gelernt haben, sich auch unter schwierigen Bedingungen durchzusetzen und das erklärte Ziel zu erreichen: "Der Beste werden." Mit dieser Haltung erkämpfte sich Moik 1973 auch die Moderation der Volkstümlichen Hitparade im Radio. Dabei "gehört meine große Liebe eigentlich dem Dixieland und der Bigband".

"Bewahrer deutschen Liedgutes" (so seine Fans) oder "Schutzpatron aller volkstümlichen Schlagerseligkeit" (so die Kritiker)? Am ehesten ist Karl Moik wohl ein cleverer Pragmatiker – und als solcher von seiner Frau Edith, die er 1964 geheiratet hat (die beiden haben zwei Kinder), bestens beraten. Dass er in den heutigen "Ex-und-hopp-Zeiten" ein letzter Vertreter einer aussterbenden Entertainergattung ist, gestand er schon zu Beginn dieses Jahres ein – und trauerte "großen Perfektionisten wie Peter Alexander und Peter Frankenfeld" nach.

Nachfolger für die Musikantenstadl-Moderation sieht er nicht: "Fürs Publikum bleibt ja das Original unerreichbar." (Claus Philipp/DER STANDARD; Printausgabe, 23.6.2005)