Im ORF arbeitet man an einem Konzept für einen "Musikantenstadl neu", der allerdings "zu vernünftigen Kosten" über die Bühne gehen soll. Dies sagte ORF-Programmdirektor Reinhard Scolik am Donnerstagabend im Gespräch mit Journalisten. Kostensenkung ist in der Tat oberstes Gebot, müssen doch Programm- und Informationsdirektion 2006 gemeinsam 18,5 Millionen Euro einsparen, wie Scolik und Informationsdirektor Gerhard Draxler ausführten. "Am Ende des Tages" werde es deshalb auch "Personalmaßnahmen" geben müssen, sagte Draxler.

Die Vorgabe der Kaufmännischen Direktion belaufe sich immerhin auf zehn Prozent des Gesamtbudgetvolumens der beiden Direktionen. Den größeren Anteil hat die Programmdirektion aufzubringen, doch auch in der Information muss gespart werden: Zwei Millionen Euro im Sport, zwei Millionen in den Info-Programmen, rund 400.000 Euro im Bereich Wissenschaft, weitere Beträge kommen hinzu. Die Abschaffung einer Nachrichtensendung ist für Draxler nicht vorstellbar: Immer wieder wird kolportiert, die "Zeit im Bild 3" stehe zur Disposition, ein solcher Schritt aber ginge "an die Substanz" des öffentlich-rechtlichen ORF, ist sich der Direktor sicher.

"Teure Sendung"

Die Programmdirektion kann nächstes Jahr schon einmal rund 600.000 bis 750.000 Euro pro "Musikantenstadl"-Ausgabe einsparen: "Das ist wirklich eine teure Sendung gewesen", so Scolik. Künftig könnte man eine volkstümliche Musik-Show etwa in "kleineren Hallen" veranstalten, was die Kosten schon deutlich senken würde.

Weitaus günstiger sind dagegen die derzeit so beliebten Telenovelas, die Anfang 2006 mit "Tessa" Nachwuchs bekommen. Ab Juli wird die Koproduktion mit dem ZDF gedreht, derzeit gecastet, so Scolik. Zu sehen sein wird "Tessa" in Doppelfolgen um 18.15 Uhr in ORF 1. Über Handlung und Milieu des mittlerweile dritten Projekts dieser Art wollte Scolik noch nichts verraten. Voraussichtlich sechs Rollen werden von Österreichern übernommen. "Tessa" falle deutlich günstiger aus als die eigentlich seit längerem geplante "Scripted Reality", sagte Scolik. Für diese liege zwar eine Pilotsendung vor, das Format eigne sich aber nicht für den "jungen" Sendeplatz auf ORF 1, sondern für ORF 2. Der Zeitpunkt einer möglichen Realisierung ist offen.

"Strictly Come Dancing"

Für die Show "Strictly Come Dancing" ab Ende September habe man bereits "einige" Promis, die in dem Tanzwettbewerb eine flotte Sohle aufs Parkett legen sollen, gewonnen. Wer die Show moderieren soll - kolportiert wird, dass die als Favoritin gehandelte Arabella Kiesbauer doch nicht zum Zug kommt - gibt der ORF noch nicht Preis. Spätestens am 6. September wird es wohl feststehen, wenn der ORF seine neue Programmsaison präsentiert.

Auch die Informationsdirektion arbeitet an neuen Formaten. Die Konzeption des neuen "Wissensmagazin", das ab 2006 sonntags im Vorabend zu sehen sein soll, geht laut Draxler in die konkrete Phase. Die für den Sommer geplante Polizei-Reportage-Reihe "Inspektor sieht alles" ist noch nicht gänzlich fix: Nach wie vor verhandle man mit dem Innenministerium. Gespräche gibt es auch um mögliche Zweitrechte für die Fußball-Bundesliga. Soll das für die anstehende Saison klappen, "drängt die Zeit", meint der Informationsdirektor. 2006 stehe Bundesliga-Fußball auf Grund der WM in Deutschland nicht zuoberst auf der Prioritätenliste.

Mögliche Reaktion auf Frühstücksfernsehen

Mit dem lieben Geld steht und fällt auch eine mögliche Reaktion des ORF auf das für Herbst angekündigte "Frühstücksfernsehen" von ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und Puls TV. Der ORF habe die Zeitschiene genau analysiert, sagte Draxler: Fernsehbereitschaft bestünde bei den Österreichern demnach vor allem zwischen 7.30 und 8.30 Uhr. Allerdings sei die potenzielle Zielgruppe nicht unbedingt an "Staufernsehen" interessiert. Es gebe jedenfalls ein "Konzept, in dieser Stunde etwas zu bieten", so Draxler. Aber: "Es geht jetzt um die Finanzierung." Und die sei "momentan nicht gegeben". (APA)