Wien - Aus Anlass des "UN-Tags zur Unterstützung von Folteropfern" am Samstag hat die in Wien ansässige Hilfsorganisation Hemayat, die Menschen betreut, die politische Verfolgung, Folter und Krieg erlebt haben, am Freitag Bilanz über ihre Arbeit im vergangen Jahr gezogen. Insgesamt sind laut UNO fünf bis 30 Prozent der Flüchtlinge schwer traumatisiert.

Im Jahr 2004 wurden von Hemayat 244 Personen aus 35 Ländern psychotherapeutisch, psychologisch und medizinisch betreut. Hemayat, was aus dem persischen übersetzt so viel wie Schutz bedeutet, betreut seit insgesamt 10 Jahren traumatisierte Flüchtlinge. Die Mehrzahl der betreuten Menschen kommen aus Tschetschenien.

Laut Vorstandsmitglied von Hemayat, Martin Schenk, würden aber nach wie vor besonders viele Kurden aus der Türkei nach Misshandlungen Hilfe benötigen. "Auch wenn sich die Situation in den letzten Jahren verbessert hat", wie Schenk hinzufügt.

Hemayat bietet neben medizinischer, auch psychotherapeutische Betreuung an. Die Flüchtlinge würden von Hemayat meistens rund 1 Jahr betreut werden, erzählt Schenk im STANDARD-Gespräch. Eine Heilung der Betroffenen sei meistens allerdings unmöglich. "Wir können nur dafür sorgen, dass die schrecklichen Erinnerungen den Flüchtlingen das Leben in der Gegenwart nicht ganz vergiften", so Schenk.

Als derzeitiges Hauptproblem sieht Schenk die geplante Verschärfung des Asylgesetztes in Österreich an. "Die exzessive Anwendung der Schubhaft im geplanten Asylgesetz ist Gift für Folterüberlebende", so Schenk. Zudem warnt er vor drohenden Kettenabschiebungen traumatisierter Menschen bis zurück ins Fluchtland. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.6.2005)