Frans de Bruïne will in Europa mehr Internetgeschwindigkteit erreichen

STANDARD: Die EU-Kommission hat mit der Initiative "i2010 - Informationsgesellschaft 2010" die erste konkrete Maßnahme zur Umsetzung der so genannten Lissabon-Strategie. Was soll damit konkret erreicht werden? De Bruïne: Der Fokus von i2010 liegt bei Wachstum und Beschäftigung. Es geht auch um den Aufbau der Informationsgesellschaft in Europa. Diese Initiative ist als Ergänzung zu dem gedacht, was die Mitgliedstaaten in dem Bereich leisten können. STANDARD: Was kann von Österreich beigetragen werden? De Bruïne: In i2010 wird die Wichtigkeit von E-Government unterstrichen. Ich weiß, dass sich Österreich aktiv an den Debatte beteiligt. Hier kann sich Österreich stark einbringen und die Aktivitäten in diesem Bereich ausbauen. Es gibt auch Vorschläge in der Initiative, wie man es älteren Menschen ermöglichen kann, längere Zeit zu Hause zu bleiben. Es geht darum, wie ihr Leben durch das Internet unterstützt werden kann. Auch hier kann Österreich eine wichtige Rolle spielen und hat sich auch schon dazu stark eingebracht. Das ist auch die Philosophie von i2010: Wir, die EU-Kommission, geben eine Orientierung, und die Mitgliedstaaten machen sich dann an die Umsetzung von dem, was sie für spezifisch wichtig halten. STANDARD: Welche Programme gibt es zur Unterstützung? De Bruïne: Es gibt finanzielle Instrumente wie das Forschungsrahmenprogramm. Es sollen 1,1 Milliarden Euro in den nächsten Jahren nur im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie ausgegeben werden. Österreich nimmt an dem Programm teil und wird dies auch in Zukunft tun. Es geht auch um Förderung von Breitband, um Hochgeschwindigkeits-Internet. Auch österreichische Firmen beteiligen sich daran. Im Bereich der Medieninhalte gibt es das Programm E-Content, das neue digitale Dienstleistungen und Inhalte fördert. Ich weiß von der aktiven Beteiligung Österreichs. Wir achten auch auf Interoperabilität, damit gleiche Standards in den Mitgliedstaaten verwendet werden. STANDARD: Wie kann die EU Hochgeschwindigkeits-Internet stärker promoten? De Bruïne: Das ist ein wichtiger Punkt von i2010. Es zeigt sich, dass in jenen Ländern, in denen es einen Wettbewerb auf dem Telekommunikationssektor gibt, es auch die höchste Rate von Highspeed-Internet wie DSL und die niedrigsten Preise gibt. Wir unterstützen dies durch die gemeinsamen EU-Telekomregeln. Wir haben im Moment in Europa 134 Millionen Verbindungen zu Highspeed-Internet. In absoluten Zahlen ausgedrückt ist das höher als in den USA. Die Geschwindigkeit tendiert dazu, etwas niedriger als etwa in Asien zu sein. Das ist eine der großen Herausforderungen für die EU in den nächsten Jahren, eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen. STANDARD: Würden Sie so weit gehen zu sagen, dass es hier keine nennenswerte Kluft mehr gibt zwischen Europa und den USA beziehungsweise Asien? De Bruïne: Wenn man sich die Zahlen für Investitionen im Bereich Telekommunikation pro Einwohner anschaut, dann sieht man 80 Euro pro Einwohner in Europa, 350 Euro in den USA und 400 Euro pro Einwohner in Japan. Hier zeigt sich, dass wir im Allgemeinen noch den USA und Japan hinterherhinken. Wenn man aber Einzelbereiche betrachtet wie Mobilfunk oder internetgestütztes Lernen, dann sieht man, dass hier Europa eine sehr starke Position hat. Also: Bei den Ausgaben und Investitionen haben wir Nachholbedarf, aber in bestimmten Telekommunikationsbereichen sind wir schon jetzt führend. Die Herausforderungen der Zukunft ist nun, das auszubauen. Wenn wir unsere Anstrengungen auch finanziell zurückfahren, dann können wir insgesamt nur verlieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 6. 2005)