Wien - Eines Tages, im Jahr 1997, war sie plötzlich da. Die kleine, zierliche, "sehr humorvolle" Frau, die schon im Leben nichts dem Zufall überlassen hatte, wollte auch nach dem Tod geregelte Verhältnisse. Und so machte sich die damals 87-jährige Wienerin daran, Kontakt mit ihren Erben aufzunehmen - und ging ins Parlament. Zum damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer. Margaretha Lupac wollte dem Parlament ihr Vermögen vermachen.

Sie hatte alles genau geplant und zwei Bedingungen in ihrem Testament verfügt: Das Parlament müsse das Erbe annehmen und Österreich zum Zeitpunkt ihres Todes demokratisch regiert sein. Zwei Jahre später, 1999, starb Lupac. Und die Frau, die in so genannten einfachen Verhältnissen aufgewachsen war, im Zweiten Weltkrieg als Rot-Kreuz-Helferin gearbeitet und danach über viele Jahre als Inkassantin im Österreichischen Wirtschaftsverlag gearbeitet und immer zutiefst bescheiden gelebt hatte, hinterließ jener Institution, die die "leidenschaftliche Patriotin" so sehr als Inbegriff der Demokratie schätzte, 1,5 Millionen Euro, darunter ein Zinshaus, das die kinderlose Dame selbst geerbt hatte.

Lupac-Stiftung

Die Erben beschlossen 2001, Lupacs Geld in eine Stiftung für Parlamentarismus und Demokratie einzubringen und jährlich alternierend 15.000 Euro als Demokratie- und Wissenschaftspreis auszuschütten. Im Parlament ging Montagabend der Wissenschaftspreis 2005 an eine Gruppe um Wolfgang C. Müller ("Die österreichischen Abgeordneten") und an Patricia Heindl ("Die politische Partei im Verfassungsrecht").

"Das Erbe von Frau Lupac ist wirklich einmalig in der Geschichte des Parlaments", sagt Susanne Janistyn, Geschäftsführerin der Lupac-Stiftung: "Der Preis soll dieser ungewöhnlichen, aber auch sehr einsamen Frau ein würdiges Andenken bewahren und die Erinnerung an sie wach halten." (nim, DER STANDARD, Print, 28.6.2005)