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Jörg Haider weist jede wirtschaftliche Verantwortung für die Seebühne zurück.

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Versunkene Welt: Die Wörtherseebühne sollte eine international beachtete Sommerspielstätte werden. Für das Finanzdebakel, das davor stattgefunden hat, will nun niemand verantwortlich sein - besonders Jörg Haider nicht.

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Die Kärntner Grünen und die ÖVP wollen am Donnerstag in einem Kontrollausschuss klären, wofür Landeshauptmann Jörg Haider die Gelder aus dem überzogenen Landesbudget 2004 verwendet hat.

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Klagenfurt – Schickes Sommersakko, den Arm lässig über der Sesselkante baumelnd: Jörg Haider vor dem Kärntner Untersuchungsausschuss zur Wörtherseebühne. Nein, er weiß nicht wie das Finanzdebakel zustande kam, das den Steuerzahler nach vorsichtigen Schätzungen mehr als fünf Millionen Euro gekostet haben soll. Dafür sei die Betreibergesellschaft und deren Geschäftsführer Bernhard Sapetschnig zuständig.

Der Landeshauptmann will nur für die "politische Verantwortung" einstehen. Und die habe er wahrgenommen – indem er Geld vom Bund nach Kärnten und mit Renato Zanella einen renommierten Künstler, natürlich zum "Marktpreis", als Intendant geholt habe. Über das Ergebnis streiten sich die Wirtschaftsprüfer.

Ebenso locker wie für die Seebühne wurde auch im Kärntner Landeshaushalt mit Geld jongliert, vor allem wenn es um die Inszenierung Haiders und seiner freiheitlichen Regierungsmannschaft ging. 1000 Primeln für 3000 Euro etwa verteilte der Landeshauptmann galant anlässlich eines Empfangs zum Valentinstag, zu dem er per Inserat in den Medien eingeladen hatte.

Doch das sind Peanuts im Vergleich zu den mit rund 1,4 Millionen Euro im Wahljahr 2004 fast verdreifachten Ausgaben für Information und Dokumentation. Hier sind unter anderem die Ausgaben für die Kärntner Landeszeitung (611.377 Euro) und der Landespressedienst – Marketing (246.928 Euro) zusammengefasst.

Sie stiegen seit 2001 ständig an. Neben der üblichen Pressearbeit werden auch die zahlreichen Hochglanzbroschüren produziert, die vor allem Jörg Haider in Personalunion mit dem Land ins beste Werbelicht rücken sollen. Die übrigen Regierungsmitglieder kommen eher sporadisch vor. Der Landespressedienst untersteht Haider direkt. Sein früherer Pressesprecher Richard Wallgram werkt dort ohne Ausschreibung als Chef.

Welche Spielarten von Öffentlichkeitsarbeit, unter die auch diverse Events fallen, sich hinter den "sonstigen Sachausgaben" in der Höhe von 510.679 Euro verbergen, wollen die Oppositionsparteien ÖVP und Grüne am kommenden Donnerstag im Kontrollausschuss klären.

Auch unter der Position Wirtschaftspolitische Maßnahmen – Sachausgaben werden exorbitante Ausgabensteigerungen sichtbar, die im "Ermessen" des Referenten (in diesem Fall Haiders Ex-Finanzlandesrat Karl Pfeifenberger) lagen. So wurden im Budget dafür 26.435 Euro veranschlagt – tatsächlich aber 604.687 Euro, also das 23fache, ausgegeben. Möglicherweise sind unter diesem Posten auch die 200.000 Euro zu finden, die 2003 und 2004 für Wirtschaftsgalas auf der Seebühne geflossen sind.

SPÖ distanziert sich

Die SPÖ will mit all diesen Vorfällen nichts zu tun gehabt haben. Für die Oppositionsparteien ÖVP und Grüne ist jetzt "die Stunde der Wahrheit gekommen". VP-Chef Josef Martinz: "Überall, wo der Landeshauptmann die Verantwortung trägt, ist es zu massiven Mehrausgaben gekommen – zugunsten Haiders Selbstdarstellung und zulasten des Steuerzahlers."

Der Grünen-Landessprecher Rolf Holub sieht "Haider immer zu 1000 Spesen aufgelegt. Während die anderen rudern, badet er im Steuergeld". (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2005)