Prunkfächer - "Akwa" - für hohe Würdenträger des Fang-Stammes aus Gabun mit Elfenbeingriff. Zuschlag: 1,2 Millionen Euro.

Foto: Katalog Fraysse & Associés
Paris - New York, London oder Amsterdam spielen in dieser Sparte als Marktplätze eine untergeordnete Rolle. Das hat eine historische Logik, die sich aus den Kolonialmächten Belgien und Frankreich seit Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte hat und von Künstlern wie Paul Gauguin, Pablo Picasso, Georges Braque, oder André Breton begleitet wurde.

Schon sie wussten die Formschönheit, Vitalität und Magie von Stammeskunst-Objekten zu schätzen. Pariser Auktionatoren bieten demnach laufend gute Ware an. Die Sammlungen Hubert Goldet und René Gaffé (2001) seien hier ebenso erwähnt wie jene von André Breton (2003). Mit ihren hohen Zuschlägen und ihrer Provenienz wurden sie zum Maßstab.

Seit der Öffnung des Marktes 2002 bieten auch Christie's und Sotheby's ihre Auswahl schwerpunktmäßig in Paris an. Die jüngste Bilanz: Im Juni boten fünf Versteigerungshäuser an vier Tagen in sieben Auktionen rund 1600 Lose Stammeskunst an und setzten schließlich mit 999 Verkäufen 10,6 Millionen Euro um.

Wobei sich Fraysse & Associés, ein kleines Pariser Auktionshaus, mit der exzeptionellen Sammlung des 1931 verstorbenen Stammeskunsthändlers Bela Hein an die Spitze setzte. Die seit den 30er-Jahren dokumentarisch und ikonografisch erfassten Elfenbein-Objekte zählen zu Meisterwerken afrikanischer Kunst, die Fraysse 5,8 Millionen Euro brachten. Sammler, Händler und Museumsdirektoren aus der ganzen Welt bezahlten Spitzenpreise: etwa 2,4 Millionen Euro für eine 20 cm hohe Elfenbein-Initiationsmaske Lukungu des Lega-Stammes (Kongo), die 1935 in der Ausstellung African Negro Art im Museum of Modern Art (New York) zu sehen war. Ein anderer europäischer Sammler ging bis 1,2 Millionen Euro für das einzige erhaltene Exemplar eines Elfenbein-Fächers des Fang-Stammes aus Gabun. Ein weiteres Rekordergebnis verbuchte Sotheby's, für eine geschnitzte Kopfstütze des Luba-Stammes (Kongo) um 1,356 Millionen Euro.

Diese astronomisch anmutenden Preise beweisen den derzeitigen Aufschwung dieses Sektors, der von neuen Sammlern (zum Beispiel aus China), verbissenen Top-Objekt-Jägern und Privatmuseen angeheizt wird. Die wichtigsten Kriterien bei Tribal Art sind der Name des Sammlers sowie eine Provenienz, welche quasi die Echtheit garantiert. Neuware ist dabei kein Thema: Die französischen Auktionatoren garantieren zehn Jahre für die Authentizität sämtlicher Objekte. Das Versteigern von neuen Arbeiten ist verboten.

Manche teuer erworbenen Werke tauchen schnell wieder auf, wie z.B. die von Simon de Pury 2001 für umgerechnet 578.450 Euro in der Goldet-Auktion erworbene Punu-Maske, die voriges Jahr bei CalmelsCohen wieder und zu einem Weltrekord versteigert wurde (617.142 Euro).

Die beste Marktübersicht bieten Auktionskataloge. Aber auch die haben bisweilen ihren Preis. Wie jener aus dem Jahr 1966 und der legendären in New York versteigerten Sammlung Helena Rubinsteins: Für 2014 Euro wechselte er soeben bei Christie's in Paris den Besitzer.