Dass Flussdelten im Allgemeinen als besonders fruchtbar gelten, wird seit dieser Woche auch im urbanen Dschungel Wiens demonstriert. Freilich weniger in landwirtschaftlicher als in gastronomischer und musikalischer Hinsicht. Unweit der Urania - dort wo der Wienfluss in den Donaukanal einmündet - zeigt sich der Herrmannpark seit vergangenem Mittwoch in sommerlichem Gewand.

Ein paar Hundert Tonnen Sand, Liegestühle, Sonnenschirme und das wichtigste, eine Bar, gehen zwar nicht unbedingt als Postkarten-Idyll durch, obwohl der Namenspatron des Parks - Emanuel Herrmann - als Erfinder derselben gilt. So viel zu vergessenen Informationstechnologiegenies und unnützem Stadtwissen. Auf jeden Fall kehrt dort auch jede Menge Musik ein, wie es schon im Jahr 1997 geschah, als sich die damals in Aufbruchsstimmung befindliche Wiener Elektronik-Szene an diesem schönen Ort einnistete, um zu picknicken - "Picknick bei Herrmann" hieß das damals.

Heuer klingt der Open-air-Soundtrack weniger sperrig. Es soll ja so etwas wie Urlaubsstimmung für Daheimgebliebene aufkommen. An den kommenden Sonntagen bespielt der Black-Music-Wanderklub Soulsugar den falschen Strand. Also ideale Klänge, um sich ganz woanders zu wähnen. Dienstags verbreiten die Betreiber der Labels Artonal und Karate Joe als DJs Jazziges abseits der Norm. (lux/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.7.2005)