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apa/dpa/Patrick Seeger
"Ich setze mich auf eine Bank, sehe über den See, sehe das Meer", schreibt Kundeyt Surdum in seinem Gedicht "Ich taste das Meer ab". Am Bregenzer Bodenseeufer fühlt sich der aus der Türkei eingewanderte Dichter in seine frühere Heimat am Marmarameer versetzt. Der See - das Meer, eine Assoziation, die sich am Bodensee beinahe aufdrängt. Nicht, weil findige Unternehmer ihre privaten Häfen "Marina" nennen und so manche Yacht Monte-Carlo-tauglich wäre.

Die Natur schafft das Meeresfeeling. Flirrende Hitze lässt den Horizont unendlich werden, fällt die Sommersonne abends in den See, bekommt sogar ein Capri-Fischer Heimweh. Und ziehen am drittgrößten europäischen Binnensee sommerliche Gewitter auf, was gar nicht so selten ist, lässt der Atlantik grüßen. "Schwäbisches Meer" nennen die Einheimischen ihren See. Weil er so groß ist und weil die Baden-Württemberger den größten Anteil am Dreiländer-See haben. 55 Prozent Bodensee nennen die Deutschen ihr Eigen, ein Drittel gehört den Schweizern, Österreich hat mit elf Prozent den kleinsten Seeanteil.

Wasserdichte Zahlen

An seiner längsten Stelle ist er 64 Kilometer lang, an seiner breitesten knapp 15 Kilometer breit, an seiner tiefsten 254 Meter tief. Und mit diesem Rekord schlägt er sogar Nord-und Ostsee. Die interessanteste Zahl für Badeurlauber: Der Bodensee hat im Sommermittel eine Wassertemperatur von 20 Grad. In guten Sommern und der heurige dürfte ein solcher werden - aktuell 25 Grad Wassertemperatur - ist der Bodensee die größte Badewanne des Alpenraumes. Was der Bodensee manchen Meeresabschnitten voraus hat, sind die niedrigen Schadstoffwerte. Schließlich dient der See als Trinkwasserreservoir - beispielsweise für den Raum Stuttgart.

Um den See schlängeln sich 273 Kilometer Uferkilometer. 270 davon lassen sich über den Bodensee-Radweg erkunden. Das Rad, kombiniert mit dem Schiff, ist das beliebteste Fortbewegungsmittel der Bodensee-Touristen. Ein Faktum, das an Hochsaisontagen an den Engpässen unübersehbar ist. Da kann's schon einmal auf zwei Rädern stauen. Vor besonders neuralgischen Stellen wird am deutschen Ufer mit witzigen Schildern, die kollidierende Radler darstellen, hingewiesen. Sich auf den Radweg zu konzentrieren fällt an manchen Abschnitten schwer. Es sind mittelalterliche Städtchen wie Meersburg, Klöster wie das Weltkulturerbe Reichenau, Jahrhundertwendevillen, prähistorische Pfahlbauten oder Dorfbeizen, die ablenken.

Geradelt wird auch am Untersee, jenem schweizerisch-deutschen Teil des Bodensees, der sich zum Rhein verengt. Jenem Rhein, der am Vorarlberger Ufer ein naturgeschütztes Delta bildet, sich seinen Weg durch den See bahnt und bei Stein am Rhein wieder den See verlässt. Auch wenn man Ober- oder Überlingersee urlaubt, ein Abstecher nach Stein am Rhein sollte auf dem Urlaubsprogramm stehen. Wegen der Idylle.

Wer hoch steigt . . .

Wie sich der Rhein bei Schaffhausen 232 Meter in die Tiefe stürzt und damit den größten Wasserfall Europas bildet, sieht, wer in Stein ins Schiff steigt und sich dann vom Wahrheitsgehalt der Prospekte überzeugt, die "eine der schönsten Flussfahrten Europas" beschreiben. Das Schiff ist am Bodensee die ideale Ergänzung zum Fahrrad. Sechs Linien bieten ihre Dienste an, außer dem Fähr- betrieb Meersburg-Konstanz sind alle im Tarifverbund. Mit der Bodensee-Erlebniskarte wird das Vergnügen auch erschwinglich: All inclusive werden Fahrten mit den Kursschiffen und Eintritte zu den meisten Kultur- und Freizeitbetrieben der Region geboten. 170 Partner sind im Netzwerk, erhältlich ist die Karte ab 54 €für Erwachsene, 29 für Kinder.

Neu auf dem See ist ab Juli "Der Katamaran". Zwei schnelle, schnittige Passagierschiffe verbinden die größten Bodensee-Städte Friedrichshafen und Konstanz ganzjährig. Mit dem Schiff erreichbar sind auch die Bregenzer Festspiele, kulturelles Highlight der Region. Auf der größten Seebühne der Welt wird dieses Jahr "Der Troubadour" von Giuseppe Verdi gegeben. Das Bühnenbild von Paul Steinberg - eine knallrote Raffinerie - wurde bereits vor der Premiere (21. Juli) zum Publikumsmagneten.

Mit zwei "Zeitmaschinen" reist man wie anno dazumal. Auf der luxuriösen Hohentwiel lassen sich Landschaft und ihre kulinarischen Produkte bei Gourmet-Kreuzfahrten genießen. Der Raddampfer wurde 1913 in Dienst gestellt und vor einigen Jahren durch gekonnte Restaurierung vor der Verschrottung gerettet. Die Hohentwiel zählt zu den schönsten Dampfschiffen Europas. Wer die Region von oben betrachten will und eine gut gefüllte Urlaubskasse hat, steigt in Friedrichshafen in den Zeppelin NT. Das mit Helium gefüllte Luftschiff fährt über die schönsten Flecken der Region. 190 bis 675 € pro Person kostet ein Platz in der Gondel. Günstiger zu haben ist ein Rundgang durch das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen. Wo auf sehr kurzweilige und spannende Weise - auch für Kinder oder Menschen ohne große Leidenschaft für Technik - die Geschichte des Luftschiffbaues erzählt wird.

Und was tun Nachtschwärmer am Bodensee? Party feiern. Organisiert, bei einem der zahlreichen Openairs oder ganz spontan am Seeufer. Geheimtipp: Pipeline Bregenz.