Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/THIERRY ROGE
Straßburg - Knapp drei Monate vor Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen mit Ankara hat das Europaparlament die rasche Gleichstellung von Frauen in der Türkei angemahnt. Die Achtung der Frauenrechte sei eine unabdingbare Voraussetzung für die EU-Mitgliedschaft, heißt es in einem am Mittwoch in Straßburg mit großer Mehrheit verabschiedeten Bericht. Die ParlamentarierInnen riefen die türkische Regierung dazu auf, die anhaltende Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und die Ausbildungschancen von Mädchen zu verbessern.

Reformen begrüßt

Die niederländische Sozialistin Emine Bozkurt bezeichnete den von ihr eingebrachten Bericht als "kritisch aber optimistisch": "Wir begrüßen die eingeleiteten Reformen zu Frauenrechten, fordern aber ihre schnelle Umsetzung in die Praxis." Dies beinhalte vor allem die strikte juristische Bestrafung aller Gewalt "im Namen der Ehre", sagte die frauenpolitische Sprecherin der sozialdemokratischen Fraktion, Lissy Gröner (SPD).

Analphabetismus verbreitet

Nach Schätzungen von UNICEF werden in der Türkei jährlich bis zu 800.000 Mädchen nicht eingeschult, weil die Transportmittel zu den Schulen fehlen oder die Familien ihren Töchtern den Schulbesuch verbieten. Jede vierte Frau in der Türkei könne daher weder lesen noch schreiben. Die türkische Regierung müsse alles dafür tun, das Recht der Frauen auf Bildung zu gewährleisten, forderten die Abgeordneten. Gleichzeitig müsse ihre politische Mitwirkung verstärkt werden. Derzeit seien nur 4,4 Prozent der Parlamentarier weiblich, in den kommunalen Gremien liege die Quote bei einem Prozent.

Nach dem Votum des Europaparlamentes wird die Entwicklung der Frauenrechte in der Türkei künftig jährlich überprüft. (APA)