Liverpool - Attraktives Gesicht und Geruch ergeben nach jüngsten Forschungsergebnissen widersprüchliche Hinweise, ob die/der "Paarungspartner/in" passt oder nicht. Zu diesem Schluss kommen Forscher/innen der University of Liverpool im Wissenschaftsmagazin "Biology Letters". Bisherige Forschungsergebnisse deuteten daraufhin, dass Menschen jene Gerüche des anderen Geschlechts anziehend fanden, die genetisch unterschiedlich waren. In den nunmehrigen Untersuchungen stellten die Forscher/innen fest, dass Frauen jene Gesichter von Männern attraktiv empfanden, die ihnen selbst ähnlich waren. Damit stehen die Forscher/innen vor einem Rätsel.

Molekulares Erkennungszeichen

Die nunmehrige Forschungsarbeit konzentriert sich auf die möglichen Verbindungen zwischen den Präferenzen für eine/n Partner/in und dem so genannten Histokompatibilitäts-Komplex (MHC), einen molekularen Erkennungszeichen, das so individuell ist wie der genetische Code und das im Körpergeruch steckt. Der MHC hilft unserem Immunsystem eigene Zellen von Fremdzellen zu unterscheiden. Forscher/innen nehmen an, dass die Theorie dieses Systems darauf basiert, Inzucht zu vermeiden und die "genetisch fittesten" Partner/innen zu finden. Ganz klar ist den Forscher/innen das Wesen des MHC allerdings noch nicht. In Mäuseversuchen konnten sie jedoch feststellen, dass sowohl weibliche als auch männliche Tiere normalerweise Partner/innen suchen, die einen differenten Histokompatibilitäts-Komplex aufweisen. Den Unterschied erkennen sie am Geruch des Urins.

Doch die Ähnlichkeit?

Verschiedene Untersuchungen mit Geruchsproben beim Menschen haben zu ähnlichen Ergebnissen geführt. Umgekehrt passen die jüngsten Forschungsergebnisse des Teams um Craig Roberts von der University of Liverpool über die äußere Attraktivität überhaupt nicht in jenes Bild. Denn dort, ergaben Untersuchungen, war ein Trend zu Partner/innen mit einem ähnlichen Histokompatibilitäts-Komplex aufgefallen. In den Versuchen wurden bei den 92 Frauen und 75 Männern zunächst Blutproben entnommen um den unterschiedlichen MHC zu analysieren. Danach erhielten die Probandinnen Fotos von Männern und wurden nach den Präferenzen befragt. Dabei wurde deutlich, dass Frauen visuell jene Männer attraktiv fanden, die ähnliche MHCs aufwiesen. Roberts Erklärungen dafür liegen in einer Art Ähnlichkeit, die sozial und kulturell bedingt ist. Zudem äußerten die Forscher/innen die Vermutung, dass die Partner/innensuche zunächst nach dem Gesicht erfolgt - also eine bekannte Umwelt schafft - und danach nach den olfaktorischen Reizen, die eine Inzucht vermeiden.

Ähnlich beurteilen auch andere Expert/innen die Ergebnisse. Es deute auf den Wunsch nach einer kulturellen Gleichheit hin, meint der Experte Claus Wedekind von der Harvard University. Das erkläre auch, warum etwa in den USA eine Präferenz besteht, immer innerhalb derselben Ethnien zu heiraten. (pte)