Wien - Sozialministerin Elisabeth Sickl (F) sicherte am Samstag in der Radio-Reihe "Im Journal zu Gast" allen Frauenorganisationen, die für das Jahr 2000 einen Antrag auf Förderung gestellt haben, die Ausbezahlung der zugesagten Beträge zu. Das gelte auch für Frauenhäuser. Auf die Nachfrage, ob das für alle 120 Vereine gelte, meinte Sickl, sie wisse nicht, wieviele "das jetzt sind". Sickl räumte ein, dass sie inzwischen erkannt habe, dass das Thema Frauen "ein sehr hartes Pflaster ist". Das Thema müsse in allen Ressorts gespielt und berücksichtigt werden, erst dann könnten alle frauenspezifischen Themen umgesetzt werden. Schnelle Entschlüsse Auf die Frage, ob sie lange überlegt habe, das Amt zu übernehmen, antwortet die Ministerin: "Überhaupt nicht". Haider sein an sie herangetreten und habe gefragt, ob sie es machen wolle. Sickl sagte zu - und wurde einen Tag später angelobt. Den Vorwurf der Inkompetenz wies Sickl zurück. Sie sehe die versuchte Kampagne gegen sie weniger als Anschlag auf ihre Person als auf die Regierung. Es gebe Kreise, die daran interessiert seien, dass die Regierung "bald auseinanderfällt". Das Mittel der persönlichen Verunglimpfung sei da ein sehr probates. Ihr Ressort sei ein sehr umfangreiches, da hätte sich jeder Minister erst einmal einarbeiten müssen. "Zeigen Sie mir den Minister, der all diese Probleme sofort im Griff hat." Die Bezeichnung "Chaosministerium" für ihr Ressort bezeichnet Sickl als "unfair". Sie sieht darin eine "Diffamierungskampagne, die ich von mir weise". Pensionen Zur geplanten Pensionsreform merkte Sickl an, ihr gehe es nicht um eine soziale Umverteilung, sondern um mehr Leistungsgerechtigkeit. Wer mehr einzahle, solle mehr bekommen, wer länger arbeite, ebenfalls. Es gehe um die Wahlfreiheit. Wer dagegen kürzer arbeite, solle auch weniger bekommen. Bestehende Pensionen würden in keiner Weise angetastet, sicherte Sickl neuerlich zu. Und Kranke würden auch in Zukunft in jeder Altersstufe in Pension gehen können. Die freiheitliche Partei bezeichnete Sickl als eine "zutiefst demokratische und humanistische Bewegung". Kritik an Sickl Kritik an Sozialministerin Elisabeth Sickl (F) kam am Samstag vom leitenden Sekretär des ÖGB, Richard Leutner. Er erklärte, im Zusammenhang mit der Pensionsreform von Wahlfreiheit zu sprechen, "ist nicht nur Illusion, sondern vor allem Unkenntnis der österreichischen Arbeitsmarktentwicklung". Denn wenn man wisse, dass die Hälfte der älteren Arbeitnehmer vor allem wegen langer Arbeitslosigkeit bzw. Krankheit nicht von der Beschäftigung in Pension gehen, könne wohl nicht mehr von Wahlfreiheit gesprochen werden. (APA/red)