Einst hat er als Feinkosthändler mit Hummerhäppchen gehandelt, mittlerweile ist Karl-Heinz Müller auf Brot und Butter umgestiegen. Auf das, was alle brauchen. Die Basics sozusagen. Oder um im Genre der Mode zu sprechen: auf Jeans, T-Shirts und Sneakers.
Bread & Butter nennt sich die Modemesse für Casualwear, die Karl-Heinz Müller gemeinsam mit Kristyan Geyr und Wolfgang Ahlers vor mittlerweile fünf Jahren in Köln gegründet hat; mit der er bereits zwei Jahre später nach Berlin umzog; die einen Erfolg nach dem anderen feierte; und mit der er jetzt in Barcelona sein Debüt gab. In einer Stadt, die sich auf Street & Urban Culture versteht wie kaum eine andere.
Keine wirkliche Modestadt, aber das ist auch Berlin nicht. Hier wie dort werden die Trends auf der Straße und in den Ateliers gemacht. Und sie sind es, die die B&B-Fashioncrowd wirklich interessiert. Wobei die Frage lautet: Tragen wir, die Besucher, jetzt schon das, was die 700 Aussteller als zukünftige Mode anpreisen? Die Antwort in Barcelona war eindeutig.
Die Trends, die derzeit durchdekliniert werden, lassen uns so bald nicht los. Jeans werden auch in Zukunft zerrissen und befleckt sein und nur die untere Hälfte der Arschbacken bedecken, T-Shirts wird man mit Vorliebe in mehreren Lagen und die Nähte der Hemden nach außen tragen. Und natürlich schreitet auch die Versportlichung der Mode voran: Nike stellte etwa seine neue Sport-Culture-Kollektion vor - weniger für den Sportler gedacht als den sportlichen Konsumenten.
Sportlichkeit ist eine Frage der richtigen Klamotten, genauso wie die richtige Dosierung von Kristallen zum Inbegriff des Glamour wurde. Die "Swarovskisierung" der Mode wird uns noch einige Zeit begleiten.
Der Gegentrend, die Konjunktur der starken Männer und toughen Frauen, ist nur einige Meter weiter zu beobachten. G-Star zeigte in seiner Show wieder einmal, dass der Military Style auch ein bisschen raffinierter interpretierbar ist als durch die Wiederkehr der immer selben Armeehosen.
Und die Spanier? Sie nahmen erwartungsgemäß unter den 45.000 Besuchern beinahe ein Drittel von diesen ein. Dicht gefolgt von den Italienern. Custo, Desigual und Camper trumpften auf. "Unsere Prognose, mit Barcelona den südeuropäischen Raum abzudecken, hat sich absolut bestätigt", gibt sich Müller frohgemut. Jetzt muss nur auf der Bread & Butter in Berlin auch noch die Sonne scheinen. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/22/7/2005)
Info: BREAD&butter