Bergen-Belsen/Oranienburg/Ravensbrück - Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert und Zehntausende umgebracht worden. Ins Frauen-KZ Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel wurden zwischen 1939 und 1945 rund 133.000 Frauen und Kinder sowie etwa 20.000 Männer verschleppt; auch dort starben Zehntausende. Ravensbrück war das einzige Frauen-Konzentrationslager der Nazis. Die ersten Neugeborenen, die die mehr als 800 inhaftierten Schwangeren zur Welt brachten, starben infolge der SS-Schikanen bereits nach wenigen Tagen. Auch zahlreiche Österreicherinnen waren in dem KZ eingesperrt. Die Sozialdemokratin Rosa Jochmann wurde 1940 wegen "marxistischer Tätigkeit" nach Ravensbrück eingeliefert und blieb bis zur Befreiung dort inhaftiert. Die Tiroler Ordensschwester Angela Maria Cäcilia Autsch kam wegen "Führer-Beleidigung" 1940 nach Ravensbrück; 1942 wurde die Nonne ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie 1944 starb. Die Wiener Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin Käthe Leichter wurde 1942 in Ravensbrück ermordet. Auch die tschechische Journalistin Milena Jesenska, Freundin des Schriftstellers Franz Kafka, war in Ravensbrück inhaftiert, wo sie 1944 starb. In den ehemaligen Konzentrationslagern Bergen-Belsen, Ravensbrück und Sachsenhausen haben am Sonntag Gedenkfeiern zum 55. Jahrestag der Befreiung begonnen. In Bergen-Belsen versicherte die niedersächsische Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper (SPD), "dass wir alle weiter daran arbeiten, dass das Inferno nie wieder geschehen kann". Zu der Feierstunde sind Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, die ehemalige Präsidentin des Europäischen Parlaments, Simone Veil, und rund 250 Überlebende aus Amerika, Israel und Polen nach Bergen-Belsen gekommen. Mehr als 50.000 Häftlinge starben in dem Konzentrationslager. Zuvor hatten vor rund 500 ehemaligen Häftlingen aus elf Ländern und zahlreichen Gästen die Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück begonnen. Die zentrale Erinnerungsfeier in Sachsenhausen wurde mit Gebeten in mehreren Sprachen eingeleitet. (APA)