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Foto: APA/Gindl
Wien - Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist deutlich höher als die von der offiziellen Statistik bekanntgegebenen Zahlen. 2004 hätte die Zahl der Arbeitslosen einschließlich der Pensionsvorschussbezieher, Schulungsteilnehmer und sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden im Jahresschnitt 318.100 statt der offiziell gemeldeten 243.900 betragen. Dies geht aus dem jüngsten Monatsbericht des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo hervor. Die erweiterte Arbeitslosenquote hätte 9 Prozent statt 7,1 Prozent (laut nationaler Berechnung siehe WISSEN) betragen.

Laut Arbeitsmarktförderungsgesetz kann sich beim Arbeitsmarktservice (AMS) nur derjenige registrieren lassen, der arbeitslos, arbeitsfähig und arbeitswillig ist. Pensionsvorschussbezieher, Schulungsteilnehmer, vorgemerkte Lehrstellensuchende, Personen, denen der Leistungsbezug aus unterschiedlichsten Gründen gestrichen wurden, und registrierte Arbeitslose, die länger als drei Tage krank gemeldet sind, fallen aus der Arbeitslosenstatistik heraus.

Kontinuierlicher Anstieg

Seit Anfang der neunziger Jahre steigt die Arbeitslosigkeit in Österreich kontinuierlich an. Dies sei unter anderem auf den wirtschaftlichen Strukturwandel und die Ausweitung des Arbeitskräfteangebots zurückzuführen. Gleichzeitig nahmen die Bewegungen in und aus der Arbeitslosigkeit zu. Trotzdem erhöhte sich die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit, so das Wifo, betrifft besonders jüngere und ältere Arbeitskräfte. Die Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit seit 2000 ist vor allem die Folge des Fehlens von "Eintrittspforten" in den Arbeitsmarkt. So ist die Jugendarbeitslosenquote in Österreich von 2000 auf 2004 um 2,2 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent gestiegen. Die Altersarbeitslosigkeit war in den neunziger Jahren auf einen verstärkten Abbau von älteren Arbeitskräften im sekundären Bereich zurückzuführen.

Alle Qualifikationsebenen

Die Arbeitslosigkeit konzentrierte sich bis 2000 auf Personen mit geringer und mittlerer Qualifikation. Seither sind jedoch alle Qualifikationsebenen von zunehmendem Wettbewerbsdruck betroffen, weil die Beschäftigung im Handel und Dienstleistungsbereich schwächer ausgeweitet wurde. So betrug das kumulierte Beschäftigungswachstum im Tertiärsektor 2000/2004 3,1 Prozent nach +7,0 Prozent in der Zeit 1995/2000.

Weil sich die ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen ändern und eine soziale Absicherung gegen Arbeitslosigkeit für prekäre und niedrig entlohnte Beschäftigungsformen fehlt, weitet sich der Kreis der Bezieherinnen und Bezieher offener Sozialhilfe laufend aus (2002/03 +4,7 Prozent auf 96.100). (APA)

WISSEN

Nationale Quote Bei der nationalen Berechnung der Arbeitslosenquote (Registerarbeitslosigkeit)werden die arbeitslosen Personen ins Verhältnis zum gesamten Arbeitskräftepotenzial gesetzt. Das Arbeitskräftepotenzial ist wiederum die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig beschäftigten Personen laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Damit ergab sich im Juni eine Quote von 6,1 Prozent.

Internationale Quote Zur Berechnung der internationalen Arbeitslosenquote werden von EUROSTAT ( statistisches Zentralamt der EU) Umfragedaten aus dem Mikrozensus herangezogen. Arbeitslos sind Personen, die während der Bezugswoche nicht erwerbstätig waren, aktiv einen Arbeitsplatz suchen und sofort für eine Arbeitsaufnahme verfügbar sind. Erwerbstätig sind Personen, die in der Bezugswoche mindestens 1 Stunde gearbeitet haben. Sowie Personen, die zwar ( z. B. wegen Krankheit, Urlaub..) nicht gearbeitet haben, sonst aber erwerbstätig sind. In dieser Zahl sind auch die Selbständige und geringfügig Beschäftigte mitgerechnet.

Die Arbeitslosenquote wird dann als Anteil der so festgestellten Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen ( Arbeitslose und Erwerbstätige) errechnet. Die internationale Arbeitslosenquote ist stets niedriger als die Registerarbeitslosenqoute. In Österreich betrug sie laut Eurostat im Juli 4,6 Prozent.